Ein wunderschöner Sommertag
Heute, 05:03
Ein wunderschöner Sommertag
Heute, 05:03
Ein wunderschöner Sommertag
Wie immer, stand sie jetzt mit ihrem Auto am Bahnhof und er wartete mit seinem Rucksack vor ihrem Haus. Wenn das mal nicht so war, war es umgekehrt. Das mit den Absprachen würden sie noch üben müssen. Er legte also seinen Rucksack auf das Dach des Brennholzstapels und zog seine Weste aus. Wirklich ein wunderschöner Sommertag. Für seine Hilfe in ihrem Garten vielleicht sogar etwas zu schön. Er schwitzte nicht gerne, das hatte er sicher mit Vielen gemeinsam. Aber es könnte ja nicht jeder Politiker werden.
Er schaue sich also in der Nachbarschaft um und bewunderte diese wunderschönen Vorgärten. Wunderschöne Pflanzen, wunderschön angeordnet. Und wunderschön gepflegt war das alles. Das sollte hier heute Abend auch so sein. Dafür war er hier und bereit das wunderschöne Wetter für ein paar Stunden zu ignorieren.
Er rief sie an. Sie stritten ein bisschen auf Kosten seiner Prepaid- Karte darüber, wer denn nun wen falsch verstanden hätte. Zehn Minuten später bog sie in die Hofeinfahrt ein, parkte ihr wunderschönes Auto und sie gingen zu dem wunderschönen Hauseingang. Nicht ohne weiter darüber zu streiten, wer denn nun hier etwas falsch gemacht oder verstanden hätte.
Sie traten ein und sahen ihre wunderschöne Katze leblos auf dem Boden liegen. Sie stürzte sich sofort auf sie, streichelte sie, rief sie beim Namen und streichelte sie wieder. Er stand hilflos daneben, holte dann aber ein Schälchen Wasser und etwas Futter. Diese Katze war total verfressen, das wusste er von einigen dieser Hilfsaktionen an wunderschönen Sommertagen. Der Duft von Putenfleisch mit Kanadalachs würde ihr schon auf die Sprünge helfen.
Beide hatten dann doch schnell begriffen, dass ohne Tierarzt hier nichts mehr zu machen wäre. Er fuhr mit ihrem wunderschönen Auto und sie hielt die wunderschöne Katze, die kaum atmen konnte, im Arm. Sie weinte. Er durfte das nicht, einer musste ja einen klaren Kopf behalten. Und mit Wasser in den Augen kann man die Fußgänger nicht so gut sehen.
Irgendwie war plötzlich alles nicht mehr so wunderschön. Das Wetter hatte sich zwar eher noch ein wenig gesteigert aber die Stimmung war nicht mehr entsprechend. Es kam wie es kommen musste an diesem wunderschönen Sommertag. Der Tierarzt war im Zweitberuf ein Psychologe erster Güte. Nach einer halben Stunde gutem Zureden und mehrmaliger Erklärung der niederschmetternden Diagnose, gab sie ihr Einverständnis. Er verließ den Raum. Sie blieb.
Im Wartezimmer hatte er dann Zeit über diese Situation nachzudenken. Diese Katze tat ihm leid. Aber er hatte irgendwie das Gefühl, er müsste sie auch ein wenig beneiden. Nicht weil sie gleich schmerzlos sterben durfte. Aber sie hatte ihm schon einiges Voraus. Wenn er heute, an diesem wunderschönen Tag auf dem Boden seiner, na sagen wir mal annehmbaren, Wohnung gelegen hätte….
Also gefunden hätte man ihn wahrscheinlich erst wenn den Nachbarn der Geruch aufgefallen wäre. Aber hätte man ihn gefunden, hätte ihn dann auch jemand so liebevoll behandelt und sich solche Sorgen um ihn gemacht?
Plötzlich kam wieder diese alte Angst in ihm hoch. Er hatte Angst, in einer solchen Situation einer Person, die er liebte einen wunderschönen Tag, wunderschöne Jahre oder sogar ein wunderschönes Leben zu verderben. Naja, momentan bestand die Gefahr ja nicht. Das beruhigte ihn ein wenig. Er fragte sich jetzt ob er bereit wäre, für einen geliebten Menschen dasselbe zu tun, das sie gerade für ihre geliebte Katze tat. Sich so einen wunderschönen Tag, vielleicht sogar wunderschöne Jahre oder sein wunderschönes Restleben zu verderben. Er hoffte, dass er dazu bereit wäre. Aber so richtig entscheiden könnte er das sicher erst, wenn wirklich ein Mensch da wäre, den er mindestens so lieben würde wie sie ihre Katze. Und der war nicht in Sicht. So gesehen, war der Tag doch nicht ganz so schlecht für ihn.
Für die Katze allerdings war es der letzte Tag. Die Heimfahrt war grausam und er wäre am liebsten geflohen. Aber er blieb, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Zuhause angekommen, stellte er wieder einmal fest, dass sein Humor nicht unbedingt der seiner Mitmenschen war.
Aber an diesem wunderschönen Abend, nach diesem Scheißtag war ihm das noch ein bisschen “egaler” als sonst.
*07. 09. 2009
Er schaue sich also in der Nachbarschaft um und bewunderte diese wunderschönen Vorgärten. Wunderschöne Pflanzen, wunderschön angeordnet. Und wunderschön gepflegt war das alles. Das sollte hier heute Abend auch so sein. Dafür war er hier und bereit das wunderschöne Wetter für ein paar Stunden zu ignorieren.
Er rief sie an. Sie stritten ein bisschen auf Kosten seiner Prepaid- Karte darüber, wer denn nun wen falsch verstanden hätte. Zehn Minuten später bog sie in die Hofeinfahrt ein, parkte ihr wunderschönes Auto und sie gingen zu dem wunderschönen Hauseingang. Nicht ohne weiter darüber zu streiten, wer denn nun hier etwas falsch gemacht oder verstanden hätte.
Sie traten ein und sahen ihre wunderschöne Katze leblos auf dem Boden liegen. Sie stürzte sich sofort auf sie, streichelte sie, rief sie beim Namen und streichelte sie wieder. Er stand hilflos daneben, holte dann aber ein Schälchen Wasser und etwas Futter. Diese Katze war total verfressen, das wusste er von einigen dieser Hilfsaktionen an wunderschönen Sommertagen. Der Duft von Putenfleisch mit Kanadalachs würde ihr schon auf die Sprünge helfen.
Beide hatten dann doch schnell begriffen, dass ohne Tierarzt hier nichts mehr zu machen wäre. Er fuhr mit ihrem wunderschönen Auto und sie hielt die wunderschöne Katze, die kaum atmen konnte, im Arm. Sie weinte. Er durfte das nicht, einer musste ja einen klaren Kopf behalten. Und mit Wasser in den Augen kann man die Fußgänger nicht so gut sehen.
Irgendwie war plötzlich alles nicht mehr so wunderschön. Das Wetter hatte sich zwar eher noch ein wenig gesteigert aber die Stimmung war nicht mehr entsprechend. Es kam wie es kommen musste an diesem wunderschönen Sommertag. Der Tierarzt war im Zweitberuf ein Psychologe erster Güte. Nach einer halben Stunde gutem Zureden und mehrmaliger Erklärung der niederschmetternden Diagnose, gab sie ihr Einverständnis. Er verließ den Raum. Sie blieb.
Im Wartezimmer hatte er dann Zeit über diese Situation nachzudenken. Diese Katze tat ihm leid. Aber er hatte irgendwie das Gefühl, er müsste sie auch ein wenig beneiden. Nicht weil sie gleich schmerzlos sterben durfte. Aber sie hatte ihm schon einiges Voraus. Wenn er heute, an diesem wunderschönen Tag auf dem Boden seiner, na sagen wir mal annehmbaren, Wohnung gelegen hätte….
Also gefunden hätte man ihn wahrscheinlich erst wenn den Nachbarn der Geruch aufgefallen wäre. Aber hätte man ihn gefunden, hätte ihn dann auch jemand so liebevoll behandelt und sich solche Sorgen um ihn gemacht?
Plötzlich kam wieder diese alte Angst in ihm hoch. Er hatte Angst, in einer solchen Situation einer Person, die er liebte einen wunderschönen Tag, wunderschöne Jahre oder sogar ein wunderschönes Leben zu verderben. Naja, momentan bestand die Gefahr ja nicht. Das beruhigte ihn ein wenig. Er fragte sich jetzt ob er bereit wäre, für einen geliebten Menschen dasselbe zu tun, das sie gerade für ihre geliebte Katze tat. Sich so einen wunderschönen Tag, vielleicht sogar wunderschöne Jahre oder sein wunderschönes Restleben zu verderben. Er hoffte, dass er dazu bereit wäre. Aber so richtig entscheiden könnte er das sicher erst, wenn wirklich ein Mensch da wäre, den er mindestens so lieben würde wie sie ihre Katze. Und der war nicht in Sicht. So gesehen, war der Tag doch nicht ganz so schlecht für ihn.
Für die Katze allerdings war es der letzte Tag. Die Heimfahrt war grausam und er wäre am liebsten geflohen. Aber er blieb, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Zuhause angekommen, stellte er wieder einmal fest, dass sein Humor nicht unbedingt der seiner Mitmenschen war.
Aber an diesem wunderschönen Abend, nach diesem Scheißtag war ihm das noch ein bisschen “egaler” als sonst.
*07. 09. 2009