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Die Sache mit der freundlich drohenden 6

Die Sache mit der freundlich drohenden 6
Als Kind, wenn ich wieder mal die Bohnen nicht essen wollte oder den Spargel,  bekam ich es zu hören. „Die Kinder in Afrika...!“ Woher meine Eltern, meine Oma und auch Tante Fine so genau wussten, was afrikanische Kinder gerne äßen, interessierte mich nicht. Aber ich fragte mich und sie damals, warum man nicht einfach alle Bohnen und den gesamten Spargel auf ein Schiff laden und nach Afrika schicken würde.

Inzwischen sehe ich manches doch schon differenzierter. Aber immer noch mag ich manchmal nicht, was Andere wohl gerne hätten. Und dann, wenn ich es mir so recht überlege, denke ich, ich müsste mich doch eigentlich freuen.

So ist es auch jetzt wieder. Mit dieser verdammten Sechs. Ich wage mich gar nicht, sie als Ziffer darzustellen. Zu sehr zwingt sie meine Schaltzentrale, gleich auch noch die dazugehörige Null … !

Aber jetzt habe ich es doch sowieso gedacht. Und ich habe es verraten. Ja es dreht sich hier um eine 60. Nämlich die, die ich in Kürze immer dann nennen muss, wenn mich jemand fragt, wie alt ich denn wohl sei.

Und das, wo doch wohl jeder sehen müsste, dass ich höchstens, wenn überhaupt, und das mit sehr viel Toleranz nach oben, naja, wenn man mich schätzen würde, so nach Aussehen, Agilität und jugendlichem Leichtsinn, … eine 3, ..OK vielleicht auch je nach Tagesform eine 4, aber doch weder eine 5, noch diese verhasste 6 in meiner Antwort eine Rolle spielen sollte.

Sch..ande aber auch! Es hilft nichts. Wer nicht alt werden will, sollte jung sterben! Der Spruch ist nicht von mir, begleitet mich aber seit ein paar Wochen. Und genau so ist es wohl auch. Drei sehr nahe Verwandte fallen mir ein, die jetzt wahrscheinlich gerne mit mir tauschen würden. Mitte 20 die Cousine. 48 und 58 die beiden anderen. Mehr konnten sie nicht auf ihren Lebens-Tacho bannen. Auch nicht die beiden Schulkameraden, die schon während der Schulzeit zur Seite wegtreten mussten.

Wie gerne würden sie jetzt mit mir tauschen! Denke ich.

Aber dann hätten sie jetzt die ehrenvolle Aufgabe, sich der zu solch fragwürdigen Jubiläen geradezu zwingend notwendigen Bilanzierung zu stellen.

Tja, und dann bin ich an dem Punkt, an dem ich wirklich dankbar werde und die 60 doch akzeptieren und schon fast mögen kann. Denn, egal was die Verblichenen mehr oder weniger an irdischen Gütern, an Freude, Freund- und Elternschaft, an Liebe oder auch an Ansehen, Status und Akzeptanz erreicht hatten als ich; ich bin nicht sicher, ob sie so wie ich stets mit der Gewissheit gelebt haben, aus den gegebenen Möglichkeiten das Beste gemacht zu haben.

Insofern denke ich, hat der Fuchs dem die Trauben zu hoch hingen, die beste aller Strategien angewandt. Nicht das, was man nicht erreicht hat, nicht erreichen kann oder verloren hat, macht den Erfolg aus und macht wirklich Freude. Sondern das, was man hatte, was man hat und was man haben wird. Und das, was man selber daraus gemacht hat. Manchmal auch das, was man überwunden, wessen man sich entledigt oder was man ausgestanden hat. Und zwar alles zu seiner Zeit.

Insofern stehe ich jetzt wieder mal verdammt gut da. Besser denn je gewissermaßen. In vielen Bereichen meines Lebens. In den wichtigsten. Nie war ich so frei und gleichzeitig so geliebt. So arm und doch so reich. So krank und doch so gesund. Und nie zuvor war ich so alt und doch gleichzeitig so jung.

Ich habe immer das Beste aus meinen Situationen gemacht. Nach meinen Möglichkeiten. Aber so sehr wie heute, war mir das noch nie bewusst. Also, was soll's? 60 ist auch nur eine Zahl!

Und deshalb konzentriere ich mich jetzt auf die Sieben. 70 Jahre, das ist ein Grund für Unwohlsein. Dann ist man … und …, und irgendwie nicht mehr so recht … .

Aber bis dahin liegen ja noch zehn schöne Jahre vor mir.

Im Moment ist also nur Freude angesagt!

Wie damals bei den Bohnen. Und dem Spargel.

Naja, doch irgendwie anders!



*Geschrieben am 02. 08. 2015   Viel hat sich seither nicht geändert. Aber nun droht schon die 7!

Kommentare

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Jungfrau2 Gestern, 07:03
Die Kinder in Afrika hätten auch nicht mehr oder weniger wenn man den Teller leer futtert und Nachschlag holt.
 
Sixtynine Gestern, 07:28
@Jungfrau2: Du hast wieder einmal das Kernthema vollumfänglich erkannt, erfasst und behandelt.
 
Jungfrau2 Gestern, 13:38
Ist das Kernthema ,das du dich auf die 8 bald konzentrierst oder das die Trauben noch höher hängen?Dafür kommst den Erdbeeren näher.Hat alles sein Gutes.Schreib mal was von 2025 und den 40 gold Eindrücken des letzten Jahres. Vom Schwimmbad mit der Ex und der flüchtigen Freudefreundin liest man ja regelmässig.
 
Sixtynine Gestern, 13:56
@Jungfrau: Vielleicht stricke ich eine passende Verschwörung für Dich. 

Zum Beispiel, dass die Corona-Impfung mich super-potent gemacht hat, ich aber seither nur noch mit 80jährigen Frauen Sex haben kann, die mich in Begleitung ihrer Eltern besuchen. 😀

Aber mal ernsthaft. Für Dich schreibe ich hier nichts. Auch nicht für die meisten der hier Aktiven. 

Ich bin auf der Suche nach Menschen, mit denen ich mich unterhalten kann. Da das mit den Alt-Eingesessenen kaum noch möglich ist, hoffe ich auf Neuzugänge. Für die allerdings, sind all meine alten Texte neu. Sobald ich auf Menschen treffe, mit denen sich ein Austausch lohnt, werde ich vielleicht wieder kreativer.

Deshalb, ..Deine mehr oder weniger verdeckte Kritik perlt an mir ab. 

Mache Du nur weiter unter jedem meiner Texte Dein Häufchen.

Bis es mir zu bunt wird. 🙂
 
Jungfrau2 Gestern, 14:09
Oh man, ich hoffe du hast Flügel.Wenn man so abhebt und hat keine ...aber das lass dir von Randolf erklären. Vielleicht wäre es besser in deine Mäuse oder Frauenfallen etwas neueren und aktuellen Schreibspeck zu  legen als den alten Schinken von damals. Als Fau mit alten Federn hier rumflattern beeindruckt halt nicht mehr so viel fickfreudiges Federvieh wenn drunter ein nacktes Hühnchen steckt.Aber du bist zufrieden und machst das was du für richtig hälst.Wie alle hier.
 
Sixtynine Gestern, 14:13
...Wie jetzt zum Beispiel.🙂
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