Frohe Ostern!
Heute, 04:43
Frohe Ostern!
Heute, 04:43
Frohe Ostern!
Wie die Maus die Schlange anstarrt, so fixiere ich den Monitor meines Notebooks. Und da sind sie wieder alle. Naja, fast alle. Denn 08:40 ist für etliche von ihnen eine unchristliche Zeit. Nach nunmehr fünf Jahren kennt man die Marotten und Angewohnheiten seiner Mitpatienten.
Die Hoffnung, wenigstens hin und wieder mal eigene Gedanken lesen zu dürfen, erfüllt sich nur höchst selten. Und wenn, dann kommen sie meist nicht sehr sympathisch daher. Sätze wie “Was fürs Bett finde ich an jeder Ecke!” oder “Fremdgänger brauche ich nicht, hatte ich lange genug!” lassen in mir keine romantischen Gefühle aufkommen.
“Gemeinsam einsam!” Ich erinnere mich nicht mehr, wo ich diesen Slogan einmal gelesen habe. Wohl nirgendwo ist er so zutreffend, wie in diesen Partnerbörsen, Single-Chatrooms und Social-Networks. Seit fünf Jahren die gleichen Gesichter, die gleichen abgedroschenen Zitate, und die gleichen verlogenen Moralanzeigen.
“Ich bin gut, ich bin treu, ich bin, .. ich bin..!”. Und auf keinen Fall suche ich. Nein ich will gefunden werden! Wer bin ich denn? Habe ich, wo ich doch mit zweiundsechzig noch aussehe, wie eine Neunundfünfzigjährige, es nötig, mir einen Mann zu suchen?
Nein, hast Du nicht! Immerhin hast Du eine riesige sperrige Sonnenbrille im schütteren Haar, und eine dieser intellektuell wirkenden Halbglas-Lesebrillen auf der Nasenspitze. Als hättest Du ganze Bibliotheken leer gelesen, und kämest gerade vom La-Gomeratrip zurück. So wirkt das. Das stümperhafte Tatoo auf deinem linken Oberarm korrespondiert mit der feuerroten Stirnsträhne, und harmoniert mit der filigranen Weißblechbrosche, die an Deinen linken Nasenflügel getackert ist. Und Du solltest es nötig haben, einen Mann zu suchen? Never-ever, wie Du schon so treffend schreibst.
Ja, er wird Dich finden! Denn er sucht Dich. So wie es seine Bestimmung ist. Dieser intellektuelle, surfende, golfende, bikende, Sachbücher schreibende, Vorträge haltende, kinder- und tierliebende Alpenarchitekt, dem der Umweltschutz und der Erhalt mittelalterlicher Fresken in norddeutschen Straßenaltären so am Herzen liegt. Er sucht Dich! Und er findet Dich!
Seine zwanzig Jahre jüngere, zweite Frau, die ihn damals, als seine erste Frau sich noch mit der Vermehrung seiner Gene beschäftigte, als Privatsekretärin auf Geschäfts- und Bildungsreisen begleitete, hat er abgelegt. Immer dieses junge, fordernde Fleisch neben sich, nein, das will er nicht mehr. Er will sich auf das Wesentliche konzentrieren. Ein Gegenüber braucht er. Eine Membran, die seine Gedanken aufnimmt, und in weichen Tönen konzentriert an ihn und die Welt zurückgibt. Kurz gesagt, er braucht Dich.
Immerhin steht in Deinem Profil “Hochschule”. Ja, es war beschwerlich damals. Ausgerechnet auf dem einzigen Hügel der flachen Landschaft Deiner Kindheit, stand diese Volksschule. Mühsam und beschwerlich, der Weg dorthin. Aber, dass Du nicht immer die Kraft hattest, Dich dort hoch zu bewegen, würde kein Außenstehender bemerken. “Niwo ist keine Kreem!” solche und ähnliche Sätze, hast Du wie Maiskörner der Bildung auf dem Weg in Dein Herz ausgelegt. Und der Hahn Deiner Bestimmung, wird sie dankbar aufpicken.
Ein bisschen schade finde ich schon, dass keine dieser Damen für schnellen Sex zu haben ist. OK, mir wäre heute auch langsamer recht. Jedenfalls wäre er mir lieber, als weiter diesen Unsinn zu lesen. “Verheiratete und Gebundene bitte weiterklicken!” “Dafür bin ich mir zu schade!” Ich stelle mir vor, wie die Fremdgänger und Womenizer dieses Landes vor dem PC sitzen, und ihre Hände ruckartig von der Tastatur reißen, so als hätten sie sich die Finger verbrannt. Nein, da ist eine, die will nicht verarscht werden! Aua, aua aua!
So richtig einsam ist keine hier. Vier Kinder, zwei Hunde, drei Katzen, ein Pferd, eine Boa, ein Emu, den Exmann, einen “wertvollen besten Freund”, die Arbeit, soziales und politisches Engagement, Sport und Hobby natürlich, und die Familie. Da bleibt aber immer noch Zeit für einen Mann. Er würde zum Beispiel beim herein tragen des Großeinkaufs kaum stören. Auch im Reisebüro, wenn er seine Kreditkarte zuerst zücken würde, … so ein Mann passt gut in das Leben einer Frau. Auch wenn sie nicht ganz einsam ist. Außerdem könnte er sehr gut mit dem Hund Gassi gehen, während sie sich mit dem Tennislehrer verwirklicht.
Und es gibt auch kaum eine hier, die Probleme hat. Seltsam. Naja, ganz stimmt das nicht. Ich lese zwar selten davon, aber es kommt doch vereinzelt vor, dass Frauen die krank oder behindert sind, mehr oder weniger offen mit diesem “Makel” am Markt der Eitelkeiten auftreten. Und dann merke ich, wo meine Verlogenheiten und Schwächen sitzen. Ich habe schon bei “normalen” Frauen ein großes Problem damit, eine Absage zu erteilen. Was aber wäre, wenn ich mich auf ein Gespräch mit der Rollifahrerin einlasse, und nach vier, fünf Mails bemerke, dass sie dumm, rechtsradikal oder Musikantenstadl-Fan ist? Oder alles? Nein, lieber weiterklicken!
Die fünfunddreißigste “Wasserschlacht am Waschbecken”, das sechsundsiebzigste “Mich zu bekommen ist Dein Schicksal..”, das vierundachtzigste “Man sieht nur mit dem Herzen gut!” und das achtundvierzigste “Verletze nie ein Herz…!” Wenn ich geil auf Henry Ford, Konrad Adenauer oder Mark Twain wäre, wäre ich im Paradies angekommen.
Aber so stehe ich jetzt vor der Entscheidung. Weiter hier im Pool der Verlorenen herumklicken, oder endlich mal die Hemden bügeln? Naja, vielleicht bin ich ja bald weg hier. Ansätze gab und gibt es. Wenn da nicht das Geld und die Wohltaten des Noch-Ehemannes so bindend und sicher wären, die Verantwortung für Kinder und Katzen so schwer wiegen würde… ja, dann wäre ich schon lange hier weg.
Und wenn die Verflossene damals schon bemerkt hätte, wie sehr ich sie liebte, und was ich alles für sie getan habe, wäre ich erst gar nicht hier gelandet.
Was mache ich noch hier? Frauen, die sich seit fünf und mehr Jahren durchs Internet vögeln, gewollt oder ungewollt, werfen mir mangelnde Moral vor, wenn ich offenbare, dass ich auch für lockere Freuden zu haben bin, so lange ich mein Glück nicht gefunden habe.
Frauen, die ihrem Ex die Kinder, das Haus, das Auto und den Hund abgenommen haben, fordern hier Loyalität und Fairness ein. Was mache ich noch hier?
Ich denke, ich mache hier das, was alle hier machen. Ich verplempere weitere Tage meines Lebens. Nur das Wissen, dass es sich um Feiertage handelt, tröstet mich dabei schwach.
Und weil es gleich mehrere Feiertage sind, gebe ich mir einen Ruck, und entschließe mich, diesen düsteren Karfreitag zu meinem Gammeltag zu erklären. Bügeln kann man noch am Oster Samstag, oder am 1. oder 2. Ostertag.
Ich wünsche Allen ein Frohes Osterfest!
🙂
*Geschrieben am 06. 04. 2012, momentan wieder aktuell. 😀
Die Hoffnung, wenigstens hin und wieder mal eigene Gedanken lesen zu dürfen, erfüllt sich nur höchst selten. Und wenn, dann kommen sie meist nicht sehr sympathisch daher. Sätze wie “Was fürs Bett finde ich an jeder Ecke!” oder “Fremdgänger brauche ich nicht, hatte ich lange genug!” lassen in mir keine romantischen Gefühle aufkommen.
“Gemeinsam einsam!” Ich erinnere mich nicht mehr, wo ich diesen Slogan einmal gelesen habe. Wohl nirgendwo ist er so zutreffend, wie in diesen Partnerbörsen, Single-Chatrooms und Social-Networks. Seit fünf Jahren die gleichen Gesichter, die gleichen abgedroschenen Zitate, und die gleichen verlogenen Moralanzeigen.
“Ich bin gut, ich bin treu, ich bin, .. ich bin..!”. Und auf keinen Fall suche ich. Nein ich will gefunden werden! Wer bin ich denn? Habe ich, wo ich doch mit zweiundsechzig noch aussehe, wie eine Neunundfünfzigjährige, es nötig, mir einen Mann zu suchen?
Nein, hast Du nicht! Immerhin hast Du eine riesige sperrige Sonnenbrille im schütteren Haar, und eine dieser intellektuell wirkenden Halbglas-Lesebrillen auf der Nasenspitze. Als hättest Du ganze Bibliotheken leer gelesen, und kämest gerade vom La-Gomeratrip zurück. So wirkt das. Das stümperhafte Tatoo auf deinem linken Oberarm korrespondiert mit der feuerroten Stirnsträhne, und harmoniert mit der filigranen Weißblechbrosche, die an Deinen linken Nasenflügel getackert ist. Und Du solltest es nötig haben, einen Mann zu suchen? Never-ever, wie Du schon so treffend schreibst.
Ja, er wird Dich finden! Denn er sucht Dich. So wie es seine Bestimmung ist. Dieser intellektuelle, surfende, golfende, bikende, Sachbücher schreibende, Vorträge haltende, kinder- und tierliebende Alpenarchitekt, dem der Umweltschutz und der Erhalt mittelalterlicher Fresken in norddeutschen Straßenaltären so am Herzen liegt. Er sucht Dich! Und er findet Dich!
Seine zwanzig Jahre jüngere, zweite Frau, die ihn damals, als seine erste Frau sich noch mit der Vermehrung seiner Gene beschäftigte, als Privatsekretärin auf Geschäfts- und Bildungsreisen begleitete, hat er abgelegt. Immer dieses junge, fordernde Fleisch neben sich, nein, das will er nicht mehr. Er will sich auf das Wesentliche konzentrieren. Ein Gegenüber braucht er. Eine Membran, die seine Gedanken aufnimmt, und in weichen Tönen konzentriert an ihn und die Welt zurückgibt. Kurz gesagt, er braucht Dich.
Immerhin steht in Deinem Profil “Hochschule”. Ja, es war beschwerlich damals. Ausgerechnet auf dem einzigen Hügel der flachen Landschaft Deiner Kindheit, stand diese Volksschule. Mühsam und beschwerlich, der Weg dorthin. Aber, dass Du nicht immer die Kraft hattest, Dich dort hoch zu bewegen, würde kein Außenstehender bemerken. “Niwo ist keine Kreem!” solche und ähnliche Sätze, hast Du wie Maiskörner der Bildung auf dem Weg in Dein Herz ausgelegt. Und der Hahn Deiner Bestimmung, wird sie dankbar aufpicken.
Ein bisschen schade finde ich schon, dass keine dieser Damen für schnellen Sex zu haben ist. OK, mir wäre heute auch langsamer recht. Jedenfalls wäre er mir lieber, als weiter diesen Unsinn zu lesen. “Verheiratete und Gebundene bitte weiterklicken!” “Dafür bin ich mir zu schade!” Ich stelle mir vor, wie die Fremdgänger und Womenizer dieses Landes vor dem PC sitzen, und ihre Hände ruckartig von der Tastatur reißen, so als hätten sie sich die Finger verbrannt. Nein, da ist eine, die will nicht verarscht werden! Aua, aua aua!
So richtig einsam ist keine hier. Vier Kinder, zwei Hunde, drei Katzen, ein Pferd, eine Boa, ein Emu, den Exmann, einen “wertvollen besten Freund”, die Arbeit, soziales und politisches Engagement, Sport und Hobby natürlich, und die Familie. Da bleibt aber immer noch Zeit für einen Mann. Er würde zum Beispiel beim herein tragen des Großeinkaufs kaum stören. Auch im Reisebüro, wenn er seine Kreditkarte zuerst zücken würde, … so ein Mann passt gut in das Leben einer Frau. Auch wenn sie nicht ganz einsam ist. Außerdem könnte er sehr gut mit dem Hund Gassi gehen, während sie sich mit dem Tennislehrer verwirklicht.
Und es gibt auch kaum eine hier, die Probleme hat. Seltsam. Naja, ganz stimmt das nicht. Ich lese zwar selten davon, aber es kommt doch vereinzelt vor, dass Frauen die krank oder behindert sind, mehr oder weniger offen mit diesem “Makel” am Markt der Eitelkeiten auftreten. Und dann merke ich, wo meine Verlogenheiten und Schwächen sitzen. Ich habe schon bei “normalen” Frauen ein großes Problem damit, eine Absage zu erteilen. Was aber wäre, wenn ich mich auf ein Gespräch mit der Rollifahrerin einlasse, und nach vier, fünf Mails bemerke, dass sie dumm, rechtsradikal oder Musikantenstadl-Fan ist? Oder alles? Nein, lieber weiterklicken!
Die fünfunddreißigste “Wasserschlacht am Waschbecken”, das sechsundsiebzigste “Mich zu bekommen ist Dein Schicksal..”, das vierundachtzigste “Man sieht nur mit dem Herzen gut!” und das achtundvierzigste “Verletze nie ein Herz…!” Wenn ich geil auf Henry Ford, Konrad Adenauer oder Mark Twain wäre, wäre ich im Paradies angekommen.
Aber so stehe ich jetzt vor der Entscheidung. Weiter hier im Pool der Verlorenen herumklicken, oder endlich mal die Hemden bügeln? Naja, vielleicht bin ich ja bald weg hier. Ansätze gab und gibt es. Wenn da nicht das Geld und die Wohltaten des Noch-Ehemannes so bindend und sicher wären, die Verantwortung für Kinder und Katzen so schwer wiegen würde… ja, dann wäre ich schon lange hier weg.
Und wenn die Verflossene damals schon bemerkt hätte, wie sehr ich sie liebte, und was ich alles für sie getan habe, wäre ich erst gar nicht hier gelandet.
Was mache ich noch hier? Frauen, die sich seit fünf und mehr Jahren durchs Internet vögeln, gewollt oder ungewollt, werfen mir mangelnde Moral vor, wenn ich offenbare, dass ich auch für lockere Freuden zu haben bin, so lange ich mein Glück nicht gefunden habe.
Frauen, die ihrem Ex die Kinder, das Haus, das Auto und den Hund abgenommen haben, fordern hier Loyalität und Fairness ein. Was mache ich noch hier?
Ich denke, ich mache hier das, was alle hier machen. Ich verplempere weitere Tage meines Lebens. Nur das Wissen, dass es sich um Feiertage handelt, tröstet mich dabei schwach.
Und weil es gleich mehrere Feiertage sind, gebe ich mir einen Ruck, und entschließe mich, diesen düsteren Karfreitag zu meinem Gammeltag zu erklären. Bügeln kann man noch am Oster Samstag, oder am 1. oder 2. Ostertag.
Ich wünsche Allen ein Frohes Osterfest!
🙂
*Geschrieben am 06. 04. 2012, momentan wieder aktuell. 😀
Kommentare
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Jungfrau2 Heute, 09:14
Es ist halt wie Lotto spielen. Man erkauft sich mit dem Tip ein Stück Hoffnung und Enttäuschung zu gleich ohne zu Ahnen wie die Chancenverteilung ist. Bei Gold ist es ähnlich ,mit dem Unterschied, man sieht die Zahlen vor dem tippen.