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Das Chaos einer HSP, oder wieso wir anders sind ...

Das Chaos einer HSP, oder wieso wir anders sind ...
Es gibt eine innere Welt, die ständig in Bewegung ist, selbst wenn nach außen hin alles still und ruhig erscheint.
Für Menschen wie mich, Menschen mit Hochsensibilität, ist die Last, die wir tragen, nicht nur die des täglichen Lebens, sondern die der tiefen Wahrnehmung, die uns ständig begleitet.
Es ist, als ob wir durch eine Linse sehen, die uns alles klarer, intensiver, beinahe schmerzhafter wahrnehmen lässt.
Wo andere über die kleinen Unebenheiten des Lebens hinwegsehen, spüren wir jede noch so feine Kante, die uns innerlich aufreibt.
Ein freundlicher Satz, beiläufig ausgesprochen, kann in uns nachhallen und unerwartet Wellen der Unsicherheit oder Sorge auslösen.
Eine Ablehnung, so sanft sie auch formuliert sein mag, trifft uns wie ein Schlag, weil wir nicht nur die Worte hören, sondern auch die unausgesprochenen Empfindungen dahinter spüren.
Es ist eine ständige Auseinandersetzung mit der Welt, die uns umgibt. Jedes Detail, jede Emotion anderer Menschen, jede kleinste Veränderung in der Umgebung – all das prasselt auf uns ein, ohne Filter, ohne Puffer.
Und während viele Menschen imstande sind, diese Eindrücke beiseitezuschieben, sie wegzulächeln oder zu ignorieren, ist es für uns fast unmöglich. Es gibt kein Entkommen vor der Intensität dessen, was wir wahrnehmen.
In solchen Momenten brüllt der Löwe in uns. Nicht aus Wut, sondern aus einer tiefen Erschöpfung, aus dem verzweifelten Bedürfnis, sich gegen die ständige Reizüberflutung zu wehren. Doch der Kampf ist oft vergebens.
Die Wut, die wir empfinden, richtet sich nicht gegen andere, sondern gegen die Hilflosigkeit, der wir gegenüberstehen.
Es ist ein innerer Schrei nach Ruhe, nach einem Moment des Friedens inmitten des ständigen Sturms aus Empfindungen und Gefühlen, der uns umgibt.
Doch in dieser Welt, die von Effizienz, Härte und ständiger Bewegung geprägt ist, finden Menschen wie wir selten diesen Frieden. Denn wir benötigen nicht nur Stille im Außen, sondern auch im Inneren.
Und das ist schwer zu erreichen, wenn unsere Seele ständig in Aufruhr ist, weil wir tiefere Verbindungen spüren, weil uns die Menschlichkeit und das Leid anderer berühren, wo andere nur flüchtige Augenblicke sehen.
Deshalb sehnen wir uns so sehr nach einem Menschen, der uns versteht. Jemand, der nicht nur an unserer Seite steht, sondern der uns erkennt – in all unserer Tiefe und Empfindsamkeit.
Jemand, der uns nicht als überempfindlich oder zu emotional abstempelt, sondern uns in unserer Ganzheit sieht.
Denn was wir brauchen, ist nicht viel. Ein Wort des Verständnisses, eine Umarmung, die die stürmischen Wellen unserer Seele beruhigt, oder einfach nur die stille Präsenz eines Menschen, der weiß, dass unser Kampf real ist.
Ohne diesen Halt, ohne dieses Gegengewicht in unserem Leben, fühlen wir uns oft verloren. Die Welt wird zu laut, zu hell, zu viel. Und so wie der Löwe in uns brüllt, so weint auch das Kind in uns. Nicht aus Schwäche, sondern aus einer tiefen Sehnsucht nach Geborgenheit und Verständnis.
Wir kämpfen nicht nur gegen die äußeren Lasten, sondern gegen unsere eigene Art, die Welt zu erleben.
Es ist ein Kampf, der nie ganz gewonnen werden kann, denn wir können nicht aufhören zu fühlen, nicht aufhören, die Welt in ihrer Intensität wahrzunehmen.
Es ist wahrlich nicht leicht, so zu sein. Doch die Stärke liegt darin, dass wir trotz all der Härten nicht aufgeben.
Trotz der ständigen Konfrontation mit Dingen, die andere abtun würden, finden wir immer wieder Wege, uns zu behaupten.
Wir tragen die Last nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere.
Denn in unserer Sensibilität liegt eine tiefe Verbundenheit mit der Welt, die uns zwar oft schmerzt, aber auch zeigt, dass wir lebendig sind, dass wir fähig sind, das Unsichtbare zu spüren und die verborgenen Facetten des Lebens zu erkennen.
So bleibt der Wunsch nach Frieden, nach innerer Ruhe, etwas, wonach wir streben, aber vielleicht nie ganz erreichen.
Und doch bedeutet das nicht, dass wir verloren sind. Es bedeutet nur, dass unser Weg anders ist.
Dass unser Streben nach Ruhe ein ständiger Tanz zwischen der Welt und unserem inneren Empfinden ist.
Und vielleicht ist das der eigentliche Sinn hinter all dem: zu erkennen, dass wir nicht perfekt sein müssen, dass wir nicht alle Antworten haben müssen.
Manchmal ist es genug, einfach zu sein – in all unserer Verletzlichkeit, unserer Stärke und unserer unerschöpflichen Tiefe.

Kommentare

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Annemarie123 29.09.2024 15:09
Du schreibst sehr berührend und ergreifend ☺️
Wäre aber schön, wenn du anderen auch noch etwas Raum auf dieser Seite lässt, um ihre Gedanken niederzuschreiben
 
NeuRal 29.09.2024 15:33
Natürlich ... bin dann mal wech ...
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