Brief an Mein Ich ..

Brief an Mein Ich ..
Liebes Ich,
Es tut mir leid.
Es tut mir leid, dass ich dich wieder und wieder in diese dunklen, vertrauten Pfade geführt habe,
als wäre Schmerz der einzige Weg, den ich kenne.
Ich weiß, dass du dich nur danach sehnst,
verstanden zu werden, dass du die Wärme suchst,
die du anderen so selbstverständlich gibst.
Du hast deine Liebe wie Sonnenstrahlen verschenkt, ohne etwas dafür zu verlangen,
und doch hast du am Ende oft nur die Kälte gespürt.
Es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe,
als du vorsichtig warst, als du gezögert hast.
Ich habe dich überhört, übergangen, vielleicht weil ich dachte, es wäre einfacher, zu geben als zu fordern.
Vielleicht, weil ich nicht glauben konnte, dass du es auch verdienst – diese bedingungslose Zuneigung, die du anderen schenkst.
Jedes Mal habe ich dich zurück in dasselbe Muster geworfen, in die Arme von Menschen, die nicht gesehen haben, wer du wirklich bist. Du wolltest doch nur eins:
Gesehen werden. Geliebt werden. So, wie du es immer tust, so wie du immer da bist, ohne Fragen zu stellen, ohne Bedingungen.
Es ist nicht deine Schuld, dass es wehtut.
Du bist nicht verantwortlich für die Leere, die andere in deinem Herzen hinterlassen haben.
Du hast ihnen das Beste gegeben, was du hattest,
und das war genug. 
Das war immer genug.
Doch die Welt, die Menschen, sie sind manchmal nicht in der Lage, das zu erkennen.
Sie sind vielleicht nicht in der Lage, mit derselben Offenheit zu lieben, und du hast dir zu lange eingeredet, dass das in Ordnung ist.
Aber weißt du was ? 
Es ist nicht in Ordnung.
Es ist nicht in Ordnung, dass du immer derjenige bist, der wartet, der hofft, der gibt – und dabei vergisst, dass du selbst Liebe und Anerkennung verdienst.
Ich weiß, du wolltest nur, dass jemand dich so behandelt, wie du andere behandelst.
Du wolltest in den Augen eines anderen dieselbe Tiefe spüren, die du in dir trägst. Du hast geglaubt, dass deine Güte, dein Herz, irgendwann erwidert werden würde.
Aber ich habe dich in Situationen gebracht, die dich immer wieder verletzt haben, und ich habe nicht rechtzeitig erkannt, wie sehr es dich zermürbt hat.
Ich habe dich nicht genug geschützt.
Es tut mir leid, dass ich nicht früher erkannt habe,
wie wertvoll du bist.
Dass ich dich immer wieder zurückgeschickt habe,
um zu geben, zu kämpfen, zu hoffen, wo es längst nichts mehr zu holen gab.
Du hast so viel mehr verdient als das.
Jetzt sehe ich dich. 
Ich sehe deine Wunden, die Narben, die du trägst, und ich verspreche, dich besser zu behandeln. 
Ich verspreche, dich nicht mehr in Situationen zu schicken, die dir nur Schmerz bereiten. 
Ich verspreche, dich mit derselben Liebe zu umarmen, die du so lange anderen geschenkt hast.
Denn du hast so lange auf jemanden gewartet, der das für dich tut, dass du vergessen hast, dass dieser Jemand immer schon da war:
Du selbst.
Du bist genug. 
Du warst es immer.

Mit Liebe,
Ich

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