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Eine Nacht wie diese

Eine Nacht wie diese
Da stand er nun vor ihm. Nicht ganz überraschend, aber ihn nachdenklich machend. Tags zuvor war  ihm der Rosé ins Auge gefallen, als er im Keller nach einer guten Flasche Wein schaute. Vor mehreren Jahren auf dem hiesigen Weinfest gekauft, wusste er um seine Qualität. Diese eine Flasche hatte er für einen besonderen Anlass zurückbehalten. Aber war der Wechsel ins neue Jahr ein „besonderer Anlass“? Er hatte ursprünglich an etwas anderes gedacht. An einen besonderen Moment mit einem besonderen Menschen. Ich könnte sie öffnen, trinken und dann habe ich ein trauriges Symbol weniger, ging ihm durch den Kopf.

Gedankenverloren schaute er nach draußen in den Nachthimmel. Er beobachtete, wie ein heller Streifen die Schwärze durchzog, um nach kurzer Reise farblos in einem Funkenregen zu enden. Deutlich mehr würden es nicht werden, wenn in Kürze die Jahreszahl um eine Ziffer stieg.

Coronaverseuchte zwölf Monate sagten Adieu. Ein Jahr ohne Umarmungen, ein Jahr ohne Berührung, ein Jahr ohne alles. Auch ein Fehlen kann Spuren hinterlassen. Seinem Wesen nach unsichtbar, warf es dennoch lange Schatten. Doch Schatten spenden keine Wärme. Nein, 2021 verdiente es nicht, liebenswert verabschiedet zu werden.

Er griff stattdessen zu einer Flasche Whiskey, goss sich ein und öffnete das Fenster. Wenig später glomm eine Zigarette in seiner Hand. Er inhalierte, sah das kräftige Orange am Ende des Stengels leuchten, spürte die Wirkung und stieß den giftigen Ruß verächtlich in die Dunkelheit aus. Gewöhnlich trank er nichts Hartes …  eigentlich rauchte er nicht…; aber heute musste es sein, heute, in einer Nacht wie dieser.

Sein Blick wanderte auf die Flasche Wein und verharrte auf ihr.

Nächstes Jahr, sagte er sich,

nächstes Jahr.

Kommentare

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rodondo 30.12.2021 20:39
In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein wunderbares 2022 mit vielen glücklichen Momenten. Eines, von dem wir uns in 12 Monaten nur ungern und dankbar verabschieden 😊
 
(Nutzer gelöscht) 30.12.2021 21:42
Schaut schaut 👍 Hut ab...
Noch so jemand der klasse u.gut schreiben kann. Wenns von dir persönlich ist !
Wir wissen ja nun beide das es schon so ,,Spezies,,gibt, die meinen sich mit fremden Federn schmücken zu dürfen.

Dir wünsche ich auch n guten erfolgreichen Rutsch ins neue Jahr. Auf das alles so wird u.kommt wie es für dich bestimmt ist 🍀😇
 
rodondo 30.12.2021 22:04
Nee, ich schreib schon selbst ... aber Danke & dito @ Sonny
 
Birgit57 30.12.2021 22:38
Schön geschrieben, für mich etwas sehr melancholisch. 
Ich bin für dies jetzt fast vergangene Jahr dankbar. Ich bin gesund geblieben, meine Familie und meine Freunde auch. Ich habe einen schönen Urlaub verbringen dürfen, habe liebe und nette Menschen kennengelernt.  Auch von dieser Platform. 
Ich durfte arbeiten. Ich habe viel gelacht, viel unternommen. Sicher war nicht Alles nur gut, aber das Positive überwog.
Deshalb werde ich morgen mein Glas Wein erheben und mich dankbar vom Jahr verabschieden. Und ich freue mich auf das Neue.
Euch allen ein wunderbares neues Jahr
 
Silvesterparty 30.12.2021 22:43
So sehe ich das auch Birgit lachendes Smiley und Tom.......die netten Menschen hättest du auch kennenlernen können .......du wohnst halt leider am Ar*** der Welt ......hehe😅😜
 
Rosarugosa 30.12.2021 22:48
Deine niedergeschriebenen Gedanken habe ich immer sehr gern gelesen. Wenn ich mich recht zurückerinnere hast Du seit Beginn von "C" nichts mehr derartiges geschrieben.
Gerade diese Melancholie - wie Birgit es treffend beschrieb - las ich so gern.
 
Silvesterparty 30.12.2021 23:05
Rosa ...du brauchst auch solche Geschichten ....so wie die Wölfe drauf sind aktuell...heheee⚽
 
lilie1190 30.12.2021 23:07
@rodondo da bin ich ganz bei Dir, es war einfach ein sch.... Jahr auch für mich. Auf in das Nächste es kann nur besser werden.🥂🍀🍄🐖
 
Rosarugosa 30.12.2021 23:12
Chris...die Wölfe sind in einer mentalen Pause😊. Danach ziehen sie dem Endgegner wieder die Lederhosn aus😂.
 
(Nutzer gelöscht) 31.12.2021 03:33
Sehr schöner Text! Hier mal ein Text von mir aus dem Sommer:

Der Abspann der Fernsehsendung schreckte Tobias auf. Er hatte kaum hingehört, doch die Sendung hatte sein gedankenverhangenes Dösen unaufgeregt untermalt. Nun war auch dieser tägliche Tagesordnungspunkt abgehakt und er musste sich wieder selbst aktiv um seine Zerstreuung kümmern.<br>Sein schwerer, verschwitzter Körper löste sich ächzend vom alten Sofa und machte drei müde Schritte durch das Zimmer zum verdreckten Fenster, hinter dem die schwarze Nacht klaffte. Die Isolierung schmatzte nachgebend als er es öffnete. Doch auch die späte Uhrzeit meinte es nicht gut an diesem Tag, nur heiße Luft flirrte in die schon erhitzte kleine Wohnung. Der große Mann seufzte enttäuscht und begab sich in die fensterlose Küche seiner Beton-Hölle, wie er manchmal verächtlich sein Apartment nannte.

Aus dem verkrusteten Wasserhahn drang lauwarme Flüssigkeit in den ursprünglich weißen Wasserkocher, dann ließ Tobias mit einem abgebrochenen Löffel etwas löslichen Kaffee in eine schon oft benutzte Tasse rieseln. Mit dampfendem Getränk bezog er wieder seinen Platz auf dem Sofa, wo er für gewöhnlich seine Weltverdrossenheit lebte.<br>In dieser riesigen Stadt war das der einzige Platz, der ihm wirklich etwas bedeutete. Sonst nervte ihn diese seelenlose, endlose Ansammlung von Häusern und Menschen, Berlin genannt, nur noch.<br>Seine dicken Finger fanden auf dem mit Krümeln und Schmutz übersäten Tisch eine halbleere Tabakpackung, die zerknittert zwischen Schokoriegel-Verpackungen und benutzten Gläsern lag. Er stopfte etwas Tabak in die Wasserpfeife und schmiss die Packung wieder auf den Tisch. Dann nahm er eines der vielen Feuerzeuge, die in bunten Farben ebenfalls den Tisch bevölkerten. Die Flamme des billigen Feuerzeugs fraß sich in den Tabak und von draußen drangen dunkle Stimmen durch das hoch gelegene Fenster. „In diesem Menschenstall von Stadt hat man auch nie seine Ruhe!“ fluchte er leise und blies den Rauch gegen den Ventilator, der ihn in alle Richtungen zerstob. Anschließend nahm Tobias einen Schluck des bräunlichen Gemischs aus seiner Tasse. Er genoss die aufrichtige Bitterkeit des heißen Kaffees, auch die aufdringlich gute Laune des eingeschalteten Radios vermochte ihm diesen Augenblick nicht zu verleiden. Zufrieden lächelte er in den Luftstrom des Ventilators. Das Leben war nicht ganz schlecht, solche Momente entschädigten ihn für vieles. Er war ja noch da, trotz allem widerfahrenen Unglücks, und morgen würde es ein neuer Tag. Vielleicht passierte ja mal was. Tobias lehnte sich zurück.



...auf nach 2022! lachendes Smiley 
 
rodondo 31.12.2021 08:31
@ Silvester: Du hast Recht, gefühlt wohne ich am A… der Welt. Dafür ist es aber ein sehr schöner A … 😅

@ Rosa: Du liegst nicht ganz richtig, aber grundsätzlich schon. Das hängt nicht nur, aber auch mit der Atmosphäre in 40Gold zusammen. Ich war mir auch bei diesem Text nicht sicher, ob ich ihn überhaupt einstellen soll.

@ Knoller: ich wünsche Deinem Protagonisten Tobias, dass 2022 ein schöneres Jahr wird 🙂

@ Lilie & Birgit: Danke auch für Eure Kommentare 
 
(Nutzer gelöscht) 31.12.2021 09:30
Rodondo
Danke das du deine Gedanken mit uns  teilst... 
Lege doch mal deine Aufmerksamkeit, auf das was toll in diesem Jahr war.. Wir warten so oft, auf diesen einen Menschen, diese  eine Situation und manchmal bemerken wir nicht einmal, wieviel tolle Momente wir verpassen, anstatt diese zu genießen..

Wir leben jetzt!!!!! leider sind unsere Gedanken oft in der Zukunft und dadurch auch manchmal angstbelastet oder in der Vergangenheit, bei dem was nicht gut war.. 
Aber nur die Zeit im Hier und Jetzt ist die ware Zeit!!! Wie allein haben die Wahl, das zu sehen war toll in unserem Leben ist oder aber auf das zu schauen, was nicht so gut war/ist... Es sind immer unsere Gedanken, die in uns bestimmte Gefühle erwecken... 
Wir allein haben die Wahl!!! 
Ein Jahr ohne Umarmungen, wie schrecklich!!!
Ich habe weiterhin umarmt und auch Umarmungen erhalten, erst gestern 2!!!!
Ansonsten fast täglich, weil in einem Leben ohne sie, ich mich verlieren würde... 
Und ich wurde nicht krank und auch keiner aus meiner Umgebung...
 
(Nutzer gelöscht) 31.12.2021 09:41
Guten Morgen...
Sehr schön geschrieben...danke dafür...
 
(Nutzer gelöscht) 31.12.2021 20:36
@ Tom, ( ich bin noch immer der Meinung hier keine Klarnamen zu nennen, einfach wegen der vielen Fake hier), aber seis drum.

Ich rauche nicht und bin den harten Drogen abhold.
Ich bevorzuge einen Krimskoye, bevorzugt rot.
Und die Mädels fahren voll ab auf das Prickelwasser. *grins*

Corona ist schei ... . aber was soll's , die Menschlein haben schon ganz andere Pandemien über -  oder durchgestanden.

Schaun wir mal was das neue Jahr so bringt, auch beziehungstechnisch mit den Mädels.

Ich muß dann auch los, einige neujahrsmäßig über den Tanzboden schwingen, leider keine dabei mit der ich mir ein längerfristiges Miteinander vorstellen könnte.

Es ist schon ein Dilemma in der heutigen Zeit.
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