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Der Erste Schultag (Letzter Akt)

Der Erste Schultag (Letzter Akt)
Endlich wurde das Foto gemacht. Meine Wenigkeit, mit damals noch hochblonden Haaren und mit dem damals typischen Pagenschnitt grinste unverhohlen in die Kamera des Schulfotografen. Mit den noch nicht ausgefallenenen Milchzähnen wahrlich ein Bild des Schreckens. Aber die Schultüte, die am Boden stehend bis zu meiner Brust ging, war die Mühe wert.
Dachte ich zumindest damals. Doch wie man sich als Kind doch täuschen konnte. Nichts als nützliche Dinge darin. Wurde ich bereits am Vortag von Oma beschenkt. Mit einem Scout 'Marine'.
Das klobige Ding, das mir die Zeit in der Grundschule versüssen sollte. Schwer auf dem Rücken, noch schwerer am Handgriff.
Aber toll, wenn man ihn vorne anzog und als Rammbock gegen andere im 'Turnier' verwendete. Später wurde er gegen einen Schulaktentasche in Schwarz getauscht, aber dies sollte noch ein paar Jahre dauern. In der Tüte hingegen die Utensilien des täglichen Bedarfs: Mäppchen - kein Schlamper. Mit Stiften und Linealen bestückt. Und... mein Erster Schulfüller. Ein Geha. Kein Pelikan. Somit war der Krieg der Schulfüller beschlossen.
Gab es doch tatsächlich Menschen, die Ihren Kindern einen Pelikan mitgaben. Welch Sakrileg! Man konnte untereinander ja nichtmal die Patronen tauschen. Und schon rotteten sich Geha-Anhänger zusammen, um die Vorherrschaft im Klassenraum zu übernehmen. Mehr oder weniger. Letztendlich blieb es bei einem 'Patt'. Und später krähte kein Hahn mehr danach, wurde doch der 'Kuli' zum Multifunktionsgerät.
Das tollste war jedoch der 'Löschi', ein mit magischer Flüssigkeit gefüllter Stift, der die Tinte auf dem Papier zu
verschwinden scheinen liess. Der jedoch wurde in der Schule verboten. So, wie der Taschenrechner in den folgenden Schuljahren auch. Bis ich in die Kunst des 'Rechenschiebers'
eingeweiht wurde. Aber da war die Grundschule auch schon Jahre entfernt. Und der Taschenrechner immer noch verboten.
Und ja, auch einen Turnbeutel gab es. Mit Turnschuhen. 2 Paar. Eins für Draussen, eins für den Hallenbereich. Jeweils mit heller Untersohle, weil ja Spuren in der Halle untersagt und nur schwer zu beseitigen waren. Und damit war die 'Schwere Schultüte'  fast leer. Viele Buchschoner, Umschläge für die Hefte (fachlich in Farben sortiert),in Apfel, eine Orange sowie ein Minilabyrinthspiel war noch mit dabei. Dann war die Tüte leer. Und Traurigkeit übermannte mich. Kein Federballspiel, kein Gummitwist, nichts zum Naschen.
Sollte der Ernst der Lebens nun für mich beginnen?
Wäre da nicht meine Klassenlehrerin gewesen, die mein trauriges Gesicht gesehen hatte. (Traurig? Eher wohl am Flennen) Schenkte mir doch diese nette Lehrerin ein Poster zur Einschulung, damit ich nicht mehr so traurig wäre.
Auf diesem war Lupo zu erkennen, der sich als Fledermaus verkleidet aufmachte, um in die Nacht zu fliegen.
Und Fix blies die Trompete und Foxi verkündete als Herold:
'Hört Ihr Leute weit und breit, es ist nun Schlafensgehenszeit
Bevor Ihr Euch zur Ruhe legt, schnell noch Eure Zähne pflegt'
(Wer zahnputzig ist, hat gut Lachen)
Es sollte noch etwas dauern, bis ich diese Worte lesen und verstehen konnte, aber diese Geste hat sich dauerhaft eingebrannt. Und das Poster zierte über einen sehr langen Zeitraum mein Kinderzimmer.

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 21.12.2021 07:06
Lupo - als Fledermaus 🦇 verkleidet.....coool! 👍
 
(Nutzer gelöscht) 21.12.2021 08:14
Fix und Foxi waren mir lieber als Mickey Mouse. Und Geha-Füller fand ich grottenhässlich. Deshalb war ich froh, einen blauen Pelikan zu haben. 😀

In meiner Schultüte waren zwar Süßigkeiten. ..aber sie war nach meinem Geschmack bis zu einem viel zu hohen Level mit geknülltem Papier ausgestopft. 
 
(Nutzer gelöscht) 21.12.2021 09:49
Pelikan Füller ,Fix und Foxi Hefte …das war auch meine Welt.Mein Turnbeutel daran kann ich mich auch gut erinnern und das meine Mutter immer gleich sagte ich soll ihn auspacken ,wenn ich von der Schule kam ,damit sie gleich alles waschen konnte .
 
(Nutzer gelöscht) 21.12.2021 17:24
Geha- oder Pelikan, das wäre mir total schnurz gewesen. Hauptsache, nicht so nen no name-Füller, wie ich ihn hatte. Das war in dem Alter damals echt peinlich.
Eine Generation weiter, nämlich bei meinen Kindern war dann der rote Lamy-Füller das non plus ultra. Und den bekamen sie auch, denn meine eigenen Erfahrungen haben mich in dem Punkt geprägt. 
 
(Nutzer gelöscht) 21.12.2021 18:13
Meine Mama war sparsam: sie hat geschaut ob die Feder was taugt und ob diese wechselbar ist. Die Lieblingsfarbe (wenn vorhanden) gab es auch auf Wunsch, Bleistifte waren oft nur in einfach gelb. Den Rest wie Ranzen, Turnbeutel mit Namen dran (innen) und gut war`s, Hauptsache das Ding hielt über`s Jahr bis zur neuen Schule.
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