40 Gold Logo

Ist neuere Philosophie obsolet geworden?

Ist neuere Philosophie obsolet geworden?
Ein kleiner Exkurs in meine Gedankengänge am Sonntag während des Finales für den geneigten Leser:

Ausgangspunkt war, dass ich wissen wollte, ob der mir (natürlich nur aus der Ferne) ausserordentlich sympathische französische Nationalspieler Herr Griezmann aus dem Elsass stammt und er daher seinen Namen hat. Aber nein, google sagt, sein Vater stammt aus Hessen - aha. Und der junge Griezmann war lt. wikipedia eher klein, schmächtig, aber zielorientiert.

Dann hab ich daran gedacht, dass andersrum der kluge Alte Fritz (der, der die Pomm Fritz nach Deutschland geholt hat, daher auch der Name) die als arbeitsam und verlässlich geltenden Hugenotten sich hier ansiedeln liess. Frankfurt und Baden (sogar die Schweiz) waren immer schon sehr liberal und wurden neue Heimat für viele. 

Auf der anderen Seite sind viele kluge Menschen weg aus Deutschland, aus unterschiedlichen Gründen (bspw. Einstein in die USA, Lord Dahrendorf auf die Insel, Bert Brecht nach Frankreich). 

So, und dann dachte ich mir: Öhm...was haben wir eigentlich noch für grosse Denker hier? Die grossen kamen aus den ehemaligen Ostgebieten, aus Baden (juchu!) und Frankfurt. V.a. in Bayern gibt es so wies sich mir darstellt v.a. Härte und Ordnung. Bayern hat natürlich die schönste Tracht und aus einem ehemaligen Agrargebiet viel geschaffen; aber Freidenker...?

Naja, worauf ich hinaus will: Ich mache mir Sorgen, dass es keine intellektuellen Deutschen mehr gibt. Das war doch ein Pfeiler, ein Land ohne nennenswerte Bodenschätze, aber fleissig und korrekt und doch auch (nicht zuletzt durch den verwüstenden und vernichtenden  Weltkrieg in jüngerer Vergangenheit) ein Land, das sich bekennt und bereit ist, zu reflektieren und durch das Schaffen eines sozialen und rechtlichen Netzes Existenzängste verhindert (keiner muss hungern oder Angst vor Folter oder Meinungsverbote haben) und ein Nährboden für philosophische Überlegungen sein kann. Also wollen wir nicht mehr ein Volk sein, das freiheitliche Denker hat, bzw. und das sind jetzt schlussendlich meine zwei Fragen:

1. Fällt jemandem jemand ein, den er als lebenden deutschen Intellektuellen bezeichnet? (Die Suchmaschine schlägt mir vor Martin Walser, Precht, Sloterdijk, Hans-Werner Sinn. Na danke.)

2. Ist das überhaupt noch interessant oder sind Menschen, die sich auf wissenschaftlicher Basis über ethisches Handeln, über gelingendes Leben Gedanken machen, überhaupt noch gefragt oder ist das freie und von wirtschaftlichen Interessen losgelöste Denken sogar obsolet?

Mittlerweile fiel dann das 2:4 und ich war von den Socken, dass sowas auch passieren konnte grinsendes Smiley

Danke also für die geschätzte Aufmerksamkeit!

(für Wortkarge bitte einfach hier den Namen für Frage 1 reinschreiben:

__________________________________________)

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 22:29
Bei Walser, Sinn und Sloterdijk stellen sich mir auch die Haare zu Berge, aber Precht finde ich, hat einige gute Gedankengänge. 
Spontan fällt mir noch Roger Willemsen ( leider auch schon verstorben ) ein.
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 22:35
Da ja in Deutschland die Denkleistung laut Pisa- Studie immer weiter fällt und selbstständiges Denken insbesondere auch in der Politik unerwünscht ist wird das Volk nur noch nach dem altrömischen "panem et circensis" ruhiggestellt und gefügig gehalten...
Was erwartet ihr denn da noch...?
 
giulietta 17.07.2018 22:38
Danke.
Eben Roger Willemsen war einer, den ich erst spät geschätzt habe, seine Stimme und seine Haare grinsendes Smiley fand ich nicht super, von diesen Nichtigkeiten habe ich mich leider irreleiten lassen (ziemlich dumm, das).

Precht ist schon ja, sympathisch. Aber seine Bücher sind eher naja wie soll ich sagen... nicht inspirierend genug als dass ich ihn als Intellektuellen gelten lassen würde.
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 22:40
Es interessiert mich nicht mehr die Bohne....kannst eh nix mehr ändern. Die Amerikaner haben uns im Griff!!!
Das ist das Erbe des verlohren Kriegs....
 
giulietta 17.07.2018 22:43
Die Römer hatten aber schon grossartige Denker, oder? Und sie haben den Engländern das Schulsystem, die Kanalisation, das Gesundheitswesen u.a. ... gebracht. Ist das nicht auch was?  (Was fürn Film?)

grinsendes Smiley
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 22:44
Hmm meine Gedanken dazu...
Nie war wissen so leicht und vielfältig zu erreichen.
Anderer seit ist da aber auch die Gefahr wozu was lernen , ist ja alles ein paar Klicks weg 
Zb Kopfrechnen usw ... es gibt immer zwei Seiten ...Gefahren und Möglichkeiten .
 Einen schönen Abend noch.
 
giulietta 17.07.2018 22:51
Mich hat kein Amerikaner im Griff. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste. Es kann natürlich sein, dass ich schon längst unwissentlich gechipt bin und mein Handy und der Rechner direkte Information übermitteln... Vielleicht sterben wir sogar alle mal. Trotzdem fühle ich mich sehr frei, nachdenken zu können und es würde mir gefallen, jemandes kluge Gedanken folgen zu dürfen.
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 22:56
Interessant finde ich seit jeher die Verbindung Politik und Sport, auch wenn immer wieder betont wird, dass man das trennen sollte. Politiker lassen sich gerne mal im Stadion sehen und erhoffen sich so Zustimmung vom "einfachen" Volk. 

In der Vergangenheit war es auch üblich, dass sich Philosophen und Schriftsteller in die aktuelle Politik eingemischt haben oder sich gar im Wahlkampf betätigt haben. Des Weiteren gab es früher die sogenannte Frankfurter Schule um Habermas, Adorno und Horkheimer. Zu dieser Zeit war es einfacher, Philosophen in die Politik zu integrieren. Heute ist das in dieser Form nicht mehr möglich. Diese Aufgabe der Einmischung hat lange Zeit Gregor Gysi inne, inzwischen nimmt Sahra Wagenknecht diese unangenehme Stellung ein. Aktuell fällt mir Niemand ein, der als Philosoph oder Sozialwissenschaftler aktuell am politischen geschehen teilnehmen könnte.
 
giulietta 17.07.2018 22:57
@Catchmeifyoucan:
Wissen und einfache Mathematik hat mit Intellektualität ungefähr so viel zu tun wie ein Bauchfüssler mit Gelbfüssler grinsendes Smiley

Sich von aussen einer Thematik zu nähern, zu fragen und Möglichkeiten, Unetschiedlichkeiten, Konsense (Konsense?), Unsicherheiten zu benennen und etwas zu BE-denken, das ist doch das interessante... 
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 23:04
Giulietta, von Precht gibt es auf YouTube ein paar Mitschnitte seiner Gespräche mit Politikern , sind ganz kurzweilig anzuschauen ; da blitzt manchmal sein komplexes Denken durch
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 23:06
giu, die großen Denker führten damals auch jeweils ein recht sorgenfreies Leben und konnten ihren Gedanken freien Lauf lassen.
Heutzutage hat jeder in erster Linie seinen Job im Kopf...eventuell noch Familie dazu...dann die ganze Reizüberflutung durch Internet und andere Medien...da hat jeder den Kopf derart voll das für solche Gedanken weder Raum noch Zeit bleibt...
 
giulietta 17.07.2018 23:15
Non+Ultra, Gysi ist interessant und er hat zweifelsohne Visionen, ist aber so denke ich vornehmlich seinem politischen Tagesgeschäft verpflichtet und somit leider raus lachendes Smiley für mich.

Neulich hab ich den Westernhagen gehört und war einigermassen erstaunt, was er so zu sagen hat. Schöne Künste und die Freiheit zu Denken wahrzunehmen stehen sich wohl nahe. (Nicht umsonst ist Ästhetik ein Teil der Philosophie)
 
giulietta 17.07.2018 23:22
Precht als Interviewer ist sehr gut, ja!  

(btw: Wenn du Lust hast, Fujia hör dir mal podcasts von Bayern 2 "Eins zu eins - Der Talk" an. Da werden auch wunderbare interessierte und kluge personenzentrierte Gespräche geführt.)
 
(Nutzer gelöscht) 17.07.2018 23:30
Jeder kann frei denken, und im Würgegriff hat mich auch niemand, weiß mich immer zu befreien, ich sage das was ich denke, beobachte meine Umgebung genau, Mein Handy benutze ich nur im Notfall, zum telefonieren, ansonsten Bin ich in keinem Netzwerk vertreten. 
Interessant war auch ein Artikel bei uns in der Tageszeitung, wo Schüler freiwillig über längeren Zeitraum kein Handy benutzten und auch sonst kein Internet hatten, sodass sie in dieser Zeit ohne diesen Geräten ruhiger geworden sind und viele von denen, skeptischer gegenüber den sozialen Netzwerken geworden sind.
Es heißt auch das ein Buch das Du liest, das eigene denken Dir nimmt, da du dich selber nicht mehr anstrengen musst etwas zu erforschen, auszuprobieren, selber mit den eigenen Gedanken einen Lösungsweg zu  suchen und finden, und auf dem Weg dorthin aus Fehlern selber lernen.
Ich  probiere gerne selber etwas aus, versuche selber auf meinen eigenen Weg Lösungen zu finden, dann zu hinterfragen, ob es gehen kann, und wenn ich selber davon überzeugt bin, dann setze ich es in die tat um.
 
giulietta 17.07.2018 23:44
snoopy, du schreibst von Überladung durch Sinneseindrücke, die mehrschichtige Rollen und Verantwortungen in Familie und Arbeitsstelle, "da hat jeder den Kopf derart voll das für solche Gedanken weder Raum noch Zeit bleibt...". 

Ich selbst versuche, meine eigene Umgebung möglichst reizarm zu halten und mich mit geraden und im positivsten aller Sinne: sensiblen Menschen zu umgeben. Meine Erwerbsarbeit ist (so strange es sich anhören mag) nicht belastend, eher hm... habe ich dadurch sowas wie kurzweilige Befriedigung. Für Familie war ich vielleicht immer zu egoistisch...

Aber ja, wir sind wohl prinzipiell so sozialisiert, dass eine gut bezahlte, bestenfalls prestigeträchtige Arbeit und eine Familie, Haus incl. evtl. Tier erstrebenswert sind. Ist es auch, klar fröhliches Smiley Man muss ja nicht die Welt auf den Schultern tragen oder ein grosser Denker werden.

Aber ist es vielleicht sogar gar nicht mehr modern, wird es nicht mehr als notwendig empfunden, soll Denken nicht mehr "weh tun" wie der von mir geschätzte Rolf Dahrendorf mal zitiert har?
 
giulietta 17.07.2018 23:59
@Träumer, du bist halt wirklich ein Schafferle, gell! 

...wenn man sich andauernd in geistige Aktivitäten versenkt und sich selbst keine sog. Erfolgserlebnisse verschafft, wird man glaub auch plem-plem. 

Ich selbst spüre bei manchem Tun eine regelrechte "Monotoniefreude", etwa beim Spülen oder Putzen oder Autofahren. Das kann ich sehr geniessen.
 
(Nutzer gelöscht) 18.07.2018 00:00
Zeit ja hat irgendwie niemand mehr!
Für die meisten besteht ja kochen auch bestenfalls aus Tüten, wobei ich kochen auch als eine Art Kunst sehe. 
Ps.Ich weiß WAS ein Gelbfüssler ist bin einer.
Snoopy und ich sind ähnlicher Auffassung zu diesem Thema, so scheint es mir zumindest.
 
giulietta 18.07.2018 00:12
Ja schau an, du schreibst vom Kochen und ich vom Spülen. Wir wären mal ein gutes team grinsendes Smiley 
Für den Mittelteil würde ich mich dann auch mit zur Verfügung stellen. 

Schlafen find ich auch ganz prima, btw. Also gueds Nächtli mol @all 
- und danke für den Austausch!
 
(Nutzer gelöscht) 18.07.2018 00:26
Schönes Thema ,ich denke schon das viele Menschen ob eher oder später sich Gedanken machen über bestimmte Verhältnisse ,Ereignisse,Erlebtes usw.und bestimmt suchen manche auch nach dem Sinn des Lebens, machen sich darrüber Gedanken oder fangen an danach zu suchen.....Ich denke das es auch um den Menschen an sich geht ,ich denke das ein sehr oberflächlicher Mensch nicht so tiefe Gedanken hat wie ein sensibler Mensch.Dann kommt es darauf an wie vertieft man in Gedanken gehen kann und wie weit du gehst und ob du ein Mensch bist der versucht wirklich alles wahr zu nehmen ....schwierig zu erklären wie ich es selber meine,viele Menschen machen sich selber viel Stress und die Zeitspanne so klein,obwohl man an einen Tag eigentlich viel erleben,erledigen und machen kann.Ansonsten schließe ich mich der Aussagen von Giuletta an ......
 
(Nutzer gelöscht) 18.07.2018 07:56
@giulietta, mit meinen eigenen Händen etwas machen, legt mir halt eher, als Bücher zu lesen.
Früher in meiner Selbstständigkeit, musste ich sehr kreativ sein, mir räumlich vieles vorstellen können, wie ich ein Werkzeug baue, sodass es funktioniert. War ne Zeit wo es noch keine Programme für nen PC gab. Wichtig war es auch es immer so einfach wie möglich zu bauen.
Stehe manchmal bei mit in der Werkstatt. Und sehe ich früher mit meinen Händen hergestellt habe. Mein Vater hatte manchmal über mich gesagt: "Du machst das viel zu genau"
Wenn es ums Autofahren geht, ist es jedes mal eine Freude den Alpenrand zu sehen und dabei entspannt BR-Klassik zu lauschen. Und auch der Forggensee, der jeden Tag ein bisschen voller wird (Teilaufstau) und sich wieder die ersten Boote übers Wasser gleiten, ist ein schöner Anblick, da das Wasser eine grünliche Färbung vermittelt.

So jetzt muss ich los mit meiner Mutter in die Vehiclewerkstatt um ihr heiligs Blechle, zur Inspektion zu bringen, damit wir es Morgen wieder abholen können. 
Und am Freitag kommt der Raumausstatter in der früh in meine Jungessellenhütte um den neuen Teppich zu besprechen, den ich austauschen will.

Gläser spülen ist auch noch angesagt, und meine Höhle sollte ich noch ner Grundreinigung unterziehen, damit die Gäste keine Schmutzschockallergie  bekommen.


 
weiße KroneJetzt kostenlos registrieren