Erkenntnisse und Hoffnung
06.10.2016 14:06
Erkenntnisse und Hoffnung
06.10.2016 14:06
Erkenntnisse und Hoffnung
Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen ……
…ein schöner Satz von Goethe.
Ich habe das Gefühl, dass „meine“ Steine eine Menge sind, und ich glaube, ich hab sie so ziemlich zusammengeräumt und mal den ganzen Haufen betrachtet.
Ich denke, viele von den Mitgliedern, die sich hier tummeln, haben eine Trennung nach langer, vielleicht jahrzehntelanger Beziehung hinter sich.
Was ist in der Zeit des Alleinseins mit Euch passiert? Wäre es nicht mal eine Idee, hier mal zu verdeutlichen, was sich mit den Monaten in den Gefühlen und Erkenntnissen geändert hat ?
Es ist für die meisten sicher ein langer Weg gewesen… oder ist es noch.
Mit vielen Steinen.
Meine Geschichte :
Ich habe das junges Mädchen meinen späteren Mann kennengelernt: ich war 16 und er 20 und absolvierte die letzten Monate bei der Bundeswehr. Er war meine ganz große Liebe.
Ich habe schon damals, als man „miteinander ging“, oft um ihn kämpfen müssen….aber immer gewonnen. Ende der Siebziger sind wir dann zusammengezogen, 1985 haben wir geheiratet. Da hatten wir schon eine kurze Trennung hinter uns, die aber schnell (oberflächlich) in Vergessenheit geriet. 1987 kam unsere Tochter zur Welt – mit einem schweren Herzfehler. Von diesem Tag an war mein Leben ein anderes. Von Tag an standen meine Bedürfnisse ganz am Ende der Reihe.
Meine Tochter wurde erfolgreich operiert, war aber immer ein Problemkind. Schulzeit, Pubertät – dies alles war eine nervenaufreibende Zeit für mich. Mein Mann hat sich in all den Jahren zwar gekümmert und gut für uns gesorgt, viel und hart gearbeitet … aber nach Feierabend war sein Freizeitprogramm immer wichtiger, als sich das häusliche Chaos anzugucken. Und ich fand das sogar normal. Ja, ich habe mir immer gesagt „ er hat den ganzen Tag hart gearbeitet, er braucht das eben“ Irgendwie bin ich in diesen Jahren auf der Strecke geblieben und bin in tiefe Depressionen gefallen. Ein 14 wöchiger Klinikaufenthalt war die Folge, in der sich meine mittlerweile verstorbene Mama ganz toll um meine Tochter gekümmert hat. Mitte der 90er Jahre, als ich aus dem seelischen Tief langsam wieder rauskam … da gab es eine andere Frau. Gerade da, als ich dachte, jetzt wird alles wieder gut… da war er dann weg. Er hat 2 Jahre mit dieser Frau zusammengelebt, von Scheidung war nie die Rede. Dann sind wir wieder zusammengekommen. Und die Zeit, die dann folgte, war in meinen Augen gut.
Aber immer noch brauchte mein Mann diese Freiheiten, täglich nach der Arbeit nochmal vor die Tür, Kumpels (!) besuchen. Auch an den Wochenenden war ich oft alleine, oder Silvester etc.
2012 brach mein Mann morgens hier zuhause zusammen: Krampfanfall und Schlaganfall. Am Abend dieses Tages, als ich noch den Schock in den Gliedern spürte und vollkommen fertig war …. fand ich sein Handy mit 7 unbeantworteten Anrufen und unzähligen sms. „ Mein Sonnenschein, warum meldest Du Dich denn nicht ….“ Immer noch der gleiche Tag – und die Welt brach ein zweites Mal zusammen. Er hatte ein Verhältnis ! Da saß ich dann in den Tagen danach auf der Intensivstation und er bettelte darum, dass ich ihm sein Handy bringe . Und ich bringe ihm sein Handy, damit er seine Geliebte informieren kann und weine mir die Augen aus dem Kopf.
Was dann kam waren Aussprachen ohne Ende: nein, er will doch bleiben, er braucht mich doch , blablabla. Sie ist 16 Jahre jünger als er, war nicht abzuwimmeln, hat ihn immer wieder kontaktiert. Und das Verhältnis bestand weiter. Noch über ein Jahr habe ich das mitgemacht. Dann, vier Tage vor Weihnachten 2013 war ich an einem Punkt, wo ich diesen Zustand, diesen Schmerz, diese Verletzungen nicht mehr ertragen konnte. Ich hab ihm gesagt, dass er gehen soll. Ich glaube, er war erleichtert. Er ist direkt zu ihr gezogen.
Und dann bist Du alleine .. nach fast 40 gemeinsamen Jahren!
Viele, viele Gespräche mit einer guten Freundin, mit meiner Ärztin, ungezählte durchweinte Nächte. Man sagt mir : Du bist doch eigentlich immer schon alleine gewesen, Du hast doch immer alles alleine gestemmt. Er hat doch immer zuerst an sich gedacht. Du schaffst das jetzt auch.
Ja, das stimmte. Doch es dauert noch eine ganze Weile ….. wenn Du etwas erkennst, ist das schon ein guter Anfang, ein Weg. Und dann kommt – irgendwann - der Tag, an dem Du all das auch fühlst! Dann hast Du es fast geschafft.
Ich habe meinen Mann verzweifelt geliebt, mit allem, was mein Herz zu geben hatte.
Und dann sieht man auf einmal die Wahrheit: Ich bin nie gefragt worden, was ich möchte, was mir mal Freude machen würde, was ich vermisse. Wenn ich mal krank war, wurde ich mit Ablehnung behandelt. Damit konnte er nie umgehen und hat sich dann noch schneller aus dem Staub gemacht. Wir hatten getrennte Freundeskreise, er konnte mit meinen Bekannten nichts anfangen und ich nichts mit seinen. Er hatte und hat keinerlei Hobbies. Ich dagegen konnte mit meiner freien Zeit soviel anstellen – nur eben immer alleine.
Heute weiß ich das alles nicht nur. Heute ist die rosarote Brille weg. Mein Mann ist von seinem Podest geplumpst. Ich sehe die Realität. Und ich war über zig Jahre tatsächlich zufrieden mit dem Alltag, so wie er war. Ist das zu fassen ?
Heute sehe ich , wie liebevoll manche Paare miteinander umgehen. Wie Männer sich auch tatsächlich mal Sorgen um ihre Frau machen. Männer, für die die Ehefrau nicht eine Selbstverständlichkeit ist wie die Kaffeemaschine. (Sie ist nützlich, ne prima Sache, funktioniert… und wenn sie nicht gebraucht wird, ist sie still.)
Er ist noch mit dieser Frau zusammen, ich höre nichts mehr von ihm.
Ich bin jetzt alleine, aber nicht einsam. Ich kann mit meiner Zeit gut etwas anfangen, sei es mein Garten, mein Hund, meine Wohnung, Spaziergänge, basteln, lesen… ich finde immer etwas, das mir Spaß macht. Ich habe die Freude am Leben wieder gefunden
Und ich habe wieder Wünsche. Ich schreibe Wünsche und nicht Träume… weil es sich ja vielleicht noch erfüllen kann.
Ich weiß heute, wie ich nicht mehr leben will
Ich weiß heute, dass ich , wenn der Richtige kommt, nicht mehr nein rufe und weglaufe.
Der Richtige wird der sein, dem ich wichtig bin.
Unter Wert verkaufe ich mich nicht mehr, wenn ich das so nennen darf.
Und so ist das wohl mit dem oben erwähnten Goethe-Spruch gemeint:
Diese ganzen Steine… die haben mich auch etwas gelehrt – und mir (schmerzhaft) die Augen geöffnet.
Fange ich also mit meinen Erkenntnissen etwas Neues, etwas Besseres an …. Hoffentlich.
Schreibt doch mal, was eine Trennung nach langjähriger Beziehung mit Euch gemacht hat
…ein schöner Satz von Goethe.
Ich habe das Gefühl, dass „meine“ Steine eine Menge sind, und ich glaube, ich hab sie so ziemlich zusammengeräumt und mal den ganzen Haufen betrachtet.
Ich denke, viele von den Mitgliedern, die sich hier tummeln, haben eine Trennung nach langer, vielleicht jahrzehntelanger Beziehung hinter sich.
Was ist in der Zeit des Alleinseins mit Euch passiert? Wäre es nicht mal eine Idee, hier mal zu verdeutlichen, was sich mit den Monaten in den Gefühlen und Erkenntnissen geändert hat ?
Es ist für die meisten sicher ein langer Weg gewesen… oder ist es noch.
Mit vielen Steinen.
Meine Geschichte :
Ich habe das junges Mädchen meinen späteren Mann kennengelernt: ich war 16 und er 20 und absolvierte die letzten Monate bei der Bundeswehr. Er war meine ganz große Liebe.
Ich habe schon damals, als man „miteinander ging“, oft um ihn kämpfen müssen….aber immer gewonnen. Ende der Siebziger sind wir dann zusammengezogen, 1985 haben wir geheiratet. Da hatten wir schon eine kurze Trennung hinter uns, die aber schnell (oberflächlich) in Vergessenheit geriet. 1987 kam unsere Tochter zur Welt – mit einem schweren Herzfehler. Von diesem Tag an war mein Leben ein anderes. Von Tag an standen meine Bedürfnisse ganz am Ende der Reihe.
Meine Tochter wurde erfolgreich operiert, war aber immer ein Problemkind. Schulzeit, Pubertät – dies alles war eine nervenaufreibende Zeit für mich. Mein Mann hat sich in all den Jahren zwar gekümmert und gut für uns gesorgt, viel und hart gearbeitet … aber nach Feierabend war sein Freizeitprogramm immer wichtiger, als sich das häusliche Chaos anzugucken. Und ich fand das sogar normal. Ja, ich habe mir immer gesagt „ er hat den ganzen Tag hart gearbeitet, er braucht das eben“ Irgendwie bin ich in diesen Jahren auf der Strecke geblieben und bin in tiefe Depressionen gefallen. Ein 14 wöchiger Klinikaufenthalt war die Folge, in der sich meine mittlerweile verstorbene Mama ganz toll um meine Tochter gekümmert hat. Mitte der 90er Jahre, als ich aus dem seelischen Tief langsam wieder rauskam … da gab es eine andere Frau. Gerade da, als ich dachte, jetzt wird alles wieder gut… da war er dann weg. Er hat 2 Jahre mit dieser Frau zusammengelebt, von Scheidung war nie die Rede. Dann sind wir wieder zusammengekommen. Und die Zeit, die dann folgte, war in meinen Augen gut.
Aber immer noch brauchte mein Mann diese Freiheiten, täglich nach der Arbeit nochmal vor die Tür, Kumpels (!) besuchen. Auch an den Wochenenden war ich oft alleine, oder Silvester etc.
2012 brach mein Mann morgens hier zuhause zusammen: Krampfanfall und Schlaganfall. Am Abend dieses Tages, als ich noch den Schock in den Gliedern spürte und vollkommen fertig war …. fand ich sein Handy mit 7 unbeantworteten Anrufen und unzähligen sms. „ Mein Sonnenschein, warum meldest Du Dich denn nicht ….“ Immer noch der gleiche Tag – und die Welt brach ein zweites Mal zusammen. Er hatte ein Verhältnis ! Da saß ich dann in den Tagen danach auf der Intensivstation und er bettelte darum, dass ich ihm sein Handy bringe . Und ich bringe ihm sein Handy, damit er seine Geliebte informieren kann und weine mir die Augen aus dem Kopf.
Was dann kam waren Aussprachen ohne Ende: nein, er will doch bleiben, er braucht mich doch , blablabla. Sie ist 16 Jahre jünger als er, war nicht abzuwimmeln, hat ihn immer wieder kontaktiert. Und das Verhältnis bestand weiter. Noch über ein Jahr habe ich das mitgemacht. Dann, vier Tage vor Weihnachten 2013 war ich an einem Punkt, wo ich diesen Zustand, diesen Schmerz, diese Verletzungen nicht mehr ertragen konnte. Ich hab ihm gesagt, dass er gehen soll. Ich glaube, er war erleichtert. Er ist direkt zu ihr gezogen.
Und dann bist Du alleine .. nach fast 40 gemeinsamen Jahren!
Viele, viele Gespräche mit einer guten Freundin, mit meiner Ärztin, ungezählte durchweinte Nächte. Man sagt mir : Du bist doch eigentlich immer schon alleine gewesen, Du hast doch immer alles alleine gestemmt. Er hat doch immer zuerst an sich gedacht. Du schaffst das jetzt auch.
Ja, das stimmte. Doch es dauert noch eine ganze Weile ….. wenn Du etwas erkennst, ist das schon ein guter Anfang, ein Weg. Und dann kommt – irgendwann - der Tag, an dem Du all das auch fühlst! Dann hast Du es fast geschafft.
Ich habe meinen Mann verzweifelt geliebt, mit allem, was mein Herz zu geben hatte.
Und dann sieht man auf einmal die Wahrheit: Ich bin nie gefragt worden, was ich möchte, was mir mal Freude machen würde, was ich vermisse. Wenn ich mal krank war, wurde ich mit Ablehnung behandelt. Damit konnte er nie umgehen und hat sich dann noch schneller aus dem Staub gemacht. Wir hatten getrennte Freundeskreise, er konnte mit meinen Bekannten nichts anfangen und ich nichts mit seinen. Er hatte und hat keinerlei Hobbies. Ich dagegen konnte mit meiner freien Zeit soviel anstellen – nur eben immer alleine.
Heute weiß ich das alles nicht nur. Heute ist die rosarote Brille weg. Mein Mann ist von seinem Podest geplumpst. Ich sehe die Realität. Und ich war über zig Jahre tatsächlich zufrieden mit dem Alltag, so wie er war. Ist das zu fassen ?
Heute sehe ich , wie liebevoll manche Paare miteinander umgehen. Wie Männer sich auch tatsächlich mal Sorgen um ihre Frau machen. Männer, für die die Ehefrau nicht eine Selbstverständlichkeit ist wie die Kaffeemaschine. (Sie ist nützlich, ne prima Sache, funktioniert… und wenn sie nicht gebraucht wird, ist sie still.)
Er ist noch mit dieser Frau zusammen, ich höre nichts mehr von ihm.
Ich bin jetzt alleine, aber nicht einsam. Ich kann mit meiner Zeit gut etwas anfangen, sei es mein Garten, mein Hund, meine Wohnung, Spaziergänge, basteln, lesen… ich finde immer etwas, das mir Spaß macht. Ich habe die Freude am Leben wieder gefunden
Und ich habe wieder Wünsche. Ich schreibe Wünsche und nicht Träume… weil es sich ja vielleicht noch erfüllen kann.
Ich weiß heute, wie ich nicht mehr leben will
Ich weiß heute, dass ich , wenn der Richtige kommt, nicht mehr nein rufe und weglaufe.
Der Richtige wird der sein, dem ich wichtig bin.
Unter Wert verkaufe ich mich nicht mehr, wenn ich das so nennen darf.
Und so ist das wohl mit dem oben erwähnten Goethe-Spruch gemeint:
Diese ganzen Steine… die haben mich auch etwas gelehrt – und mir (schmerzhaft) die Augen geöffnet.
Fange ich also mit meinen Erkenntnissen etwas Neues, etwas Besseres an …. Hoffentlich.
Schreibt doch mal, was eine Trennung nach langjähriger Beziehung mit Euch gemacht hat
Ja, genau so ist es ... HEUTE lässt Du Dir nichts mehr gefallen. Weil man auf einmal klarer sieht, was mit einem gemacht wurde. Also schmerzhaft Lehrgeld bezahlt.
Und Existenzangst kenne ich nur zu gut. Seelisch erhole ich mich langsam... aber auch bei mir rächt sich der Körper. Das Traurige ist, dass man mit dem Wissen von heute nicht nochmal neu anfangen kann - also ich meine in diesem schönen Alter, als man noch so viel Zeit hatte. Klar, neu anfangen kann man auch jetzt noch, aber heute sind die Jahre gezählt......