mein April...
27.04.2016 22:06
mein April...
27.04.2016 22:06
mein April...
Es gibt Tage, da bin ich wirklich dankbar, dass ich (fast) jeden Morgen zum selben Ort des Geschehens fahren kann. Mit anderen Worten, dienstliche Reisen sind anstrengend. Glücklicherweise muss ich nicht so häufig los, nur mal zu einer Weiterbildung oder einer Fachtagung. Im vergangenen April war ich mehr unterwegs als zu Hause.
Die Entscheider meines Brötchengebers haben festgelegt, dass die Reisetätigkeit wenn möglich mit dem besten Verkehrsmittel Deutschlands vorgenommen wird – der Bahn. Womit schon mal ein Grund für „anstrengend“ genannt sei. Für so eine Bahnfahrt kann ich mich nur schwer erwärmen und muss sie mir immer schön reden. Es gelingt meist, aber es muss auch immer wiederholt werden.
Warum es mir schwer fällt? Hier ein kleines Anekdötchen auf dem Weg in unsere geliebte Hauptstadt:
Großraumabteil. Fensterplatz. Natürlich hat der gute Geist, der die Buchung übernommen hat, genau den Platz erwischt, an dem ein breiter Rahmen zwischen zwei Fenstern war. Auch gut, blendet wenigstens die Sonne nicht, falls sie denn scheinen sollte.
Glücklicherweise war der Platz neben mir nicht reserviert, so konnte ich den schweren Koffer dort stehen lassen. Ich hatte wirklich keinen Nerv, das schwere Ding in die Ablage zu wuchten. Womit ein weiterer Grund für meine Liebe zur Bahnfahrt genannt sei. Die Bahn geht in heutiger Zeit wohl davon aus, dass alle Welt mit kleinem Gepäck reist. Dieses ist dann natürlich auch leicht. Die Wackersteine schicken wir für extra Geld voraus. Will sagen – wenig Platz für Gepäck. Und ist der Koffer schwer oder gar unhandlich und groß – selbst schuld!
Zurück zur Geschichte: Also Platzt geentert, Koffer „verstaut“, nun wäre etwas Ruhe nicht schlecht. ABER: Eine liebe Mitreisende organisierte mit der durchdringensten glockenhell klingenden Stimme das Referat von Herrn X aus Y, dessen Assistentin nun telefonisch aus dem Zug kontaktiert wurde, um gegebenenfalls Änderungen zu besprechen. Es wurde lang und breit erörtert, warum wieso und weshalb das eine oder andere ginge oder eben auch nicht. Das Schöne daran, alle Mitreisenden durften teilhaben, ich saß z.B. am anderen Ende des Abteils und hätte mitschreiben können. Wenigstens die eine Hälfte des Gesprächs. Der Rest ergab sich schnell aus den gegebenen Antworten. Ein „nicht hinhören“ war nicht möglich. Im Verlauf der nächsten eineinhalb Stunden erfuhren wir dann auch, dass sie im Bereich Bildung irgendeines städtischen Amtes im Bergischen Land tätig war. Sie hat es einige Male in mehreren Telefonaten erwähnt.
Die Geduld der Mitreisenden war wirklich groß. Nach ca. eineinhalb Stunden hat sich dann wohl jemand vermutlich höflich zu Wort gemeldet. Warum ich „vermutlich höflich“ schreibe? Nun, ich habe seine Beschwerde akustisch nicht vernommen, nur die schrille Antwort, in der darauf hingewiesen wurde, dass die Reisezeit dieses arme Geschöpfs auch Arbeitszeit ist, die sie nutzen muss und im übrigen dürfe man in diesem Abteil telefonieren. Aha. Soso. Nun wusste er oder sie bescheid. Und wir auch gleich, damit nicht noch jemand auf die Idee kommen könnte, sich gestört zu fühlen.
Aber ich kann es auch positiv betrachten: dieses ständige (und auch nervige) Getippe auf diversen Laptoptastaturen ist nicht so schlimm und kann ausgeblendet werden. Künftig wird mich das Getippsel also nicht mehr stören. Hier helfen auch Knöpfe mit Musik im Ohr, gegen diese Stimme half nichts. Also: Bahnfahren macht nur bedingt spaß.
Zweiter Grund: Fremde Stadt, der Weg zur Schlafstatt. Meist ist es effektiver, den hochgepriesenen ÖPNV zu nutzen. Besonders in größeren Städten hat das Taxi nur den Vorteil, dass man sich nicht selbst um den Weg kümmern muss, einen Zeitvorteil hat es nicht. Da ich ja eine durchaus beachtliche Selbständigkeit vorweisen kann, finde ich im Allgemeinen auch den Weg. Angefangen von der Bedienung der Fahrscheinautomaten, dem Streckennetz des ÖPNV etc.
Aber es macht nicht unbedingt spaß…
Im so genannten Speckgürtel oben erwähnter Stadt in der Nähe eines die baldige Eröffnung erwartenden Flughafens sollte meine Schlafstatt sein. Im Internet fand ich einen Hinweis auf Shuttleverkehr zwischen Bahnhof, Flughafen und Hotel. Am Bahnhof angekommen fand mein suchender Blick leider keinerlei Hinweis auf einen Shuttleverkehr. Da ich ja nun nicht gleich um Hilfe schreie, habe ich die Ausmaße der Bahnhofsanlage zur Sicherheit gleich mehrmals ausgemetert. Weit und breit kein Hinweis. Also doch im Hotel anrufen. Günstigerweise hatte ich gleich den Fahrer an der Strippe, der mir offerierte, ich solle am Schild warten. „An welchen Schild?!“ fragte ich. Wir einigten uns auf eine Seite des Bahnhofs bzw. der Straße. Wenige Minuten später war er auch da. Dann hatte ich kurz den Eindruck, der Fahrer will mir erstmal das weitläufige Umland zeigen und ins nächste Dorf via Schnellstraße fahren. Obwohl ich bis dahin dachte, einen kleinen Heimvorteil, sprich rudimentäre Ortskenntnisse, zu haben – ich wusste nicht mehr wo wir waren.
Am Hotel angekommen sah es so aus, als hätte man mitten in die Pampa ein Hotel gestellt. Der Blick aus dem Fenster zeigte Grünland und eine Spedition. Ich war in der Verbannung.
Dritter Grund: Dieser ist optional und bei dieser Dienstreise erstmals Grund zum Zweifel.
In Zeiten der Einsparungen ist es durchaus vertretbar, die günstigste Zimmerkategorie zu buchen. Jedenfalls, wenn das Haus einen gewissen Standard hat. Nun hatte der Seminaranbieter hier nicht das glücklichste Händchen. Ja, das Zimmer war sauber und warm, ich konnte einen Schritt treten, ohne übers Bett steigen zu müssen, es waren ausreichend Bügel im Schrank und für die Körperreinigung wurde eine Universaltinktur angeboten. Aber an sonstigem Service fehlte es. Die Minibar war mit einem Gruß und dem Hinweis, wie man an ein Getränkepaket für den opulenten Literpreis von 10 Euro kommt gefüllt. Leckerlis, welche andere Gäste auf ihrem Kopfkissen finden, wurden auf einem kleinen Kärtchen angepriesen. Am ersten Abend dachte ich noch, hier hätte man den zweiten Teil des Roomservice vergessen, am zweiten Abend war der Klassenunterschied klar. Eine Kollegin wollte für den Abend eine Massage am Empfang buchen lassen – nicht möglich. Sie musste sich selbst kümmern. Der Shuttleverkehr bei der Abreise konnte auch keine drei Minuten warten, wir sollten pünktlich sein. Ich fühlte mich zwischenzeitlich wie ein Bittsteller und nicht wie der Kunde, dem alle Wünsche erfüllt werden…
Glücklicherweise war wenigstens die Wissensvermittlung zufriedenstellend. Und die Häufung der negativen Erlebnisse ist auch eher selten. Nach diesem Ausflug war ich zwar froh, wieder zu Hause zu sein, sollte aber am nächsten Tag schon weiterreisen. Diesmal in privater Mission eine kleine Trainingseinheit zum Saisonstart der neuen Segelsaison…
Eine Arbeitswoche später ging es schon wieder los. Diesmal für eine Tagesveranstaltung in die Stadt der deutschen Finanzwelt. Um den Reisetag nicht ganz der Bahn zu opfern, plante ich die Anreise am Vormittag und genoss den kalten Apriltag in den Glashäusern im Palmengarten. Auch draußen erwacht der Frühling. Neben den vielen schönen Frühlingsblühern wie Tulpen und Narzissen standen die Strauchpäonien bereits in prächtigem Flor. Wunderschön! Auch wenn es noch saukalt ist – der Winter ist vorbei…
Dieser Palmengarten ist auf jeden Fall den einen oder anderen Besuch wert.
Nun sind die Termine erst mal überstanden und es wird ruhiger… Die letzten Wochen waren anstrengend und ich bin wie eingangs bereits erwähnt froh, morgen früh wieder den gewohnten Weg in die vertrauten Räumlichkeiten antreten zu dürfen…
Die Entscheider meines Brötchengebers haben festgelegt, dass die Reisetätigkeit wenn möglich mit dem besten Verkehrsmittel Deutschlands vorgenommen wird – der Bahn. Womit schon mal ein Grund für „anstrengend“ genannt sei. Für so eine Bahnfahrt kann ich mich nur schwer erwärmen und muss sie mir immer schön reden. Es gelingt meist, aber es muss auch immer wiederholt werden.
Warum es mir schwer fällt? Hier ein kleines Anekdötchen auf dem Weg in unsere geliebte Hauptstadt:
Großraumabteil. Fensterplatz. Natürlich hat der gute Geist, der die Buchung übernommen hat, genau den Platz erwischt, an dem ein breiter Rahmen zwischen zwei Fenstern war. Auch gut, blendet wenigstens die Sonne nicht, falls sie denn scheinen sollte.
Glücklicherweise war der Platz neben mir nicht reserviert, so konnte ich den schweren Koffer dort stehen lassen. Ich hatte wirklich keinen Nerv, das schwere Ding in die Ablage zu wuchten. Womit ein weiterer Grund für meine Liebe zur Bahnfahrt genannt sei. Die Bahn geht in heutiger Zeit wohl davon aus, dass alle Welt mit kleinem Gepäck reist. Dieses ist dann natürlich auch leicht. Die Wackersteine schicken wir für extra Geld voraus. Will sagen – wenig Platz für Gepäck. Und ist der Koffer schwer oder gar unhandlich und groß – selbst schuld!
Zurück zur Geschichte: Also Platzt geentert, Koffer „verstaut“, nun wäre etwas Ruhe nicht schlecht. ABER: Eine liebe Mitreisende organisierte mit der durchdringensten glockenhell klingenden Stimme das Referat von Herrn X aus Y, dessen Assistentin nun telefonisch aus dem Zug kontaktiert wurde, um gegebenenfalls Änderungen zu besprechen. Es wurde lang und breit erörtert, warum wieso und weshalb das eine oder andere ginge oder eben auch nicht. Das Schöne daran, alle Mitreisenden durften teilhaben, ich saß z.B. am anderen Ende des Abteils und hätte mitschreiben können. Wenigstens die eine Hälfte des Gesprächs. Der Rest ergab sich schnell aus den gegebenen Antworten. Ein „nicht hinhören“ war nicht möglich. Im Verlauf der nächsten eineinhalb Stunden erfuhren wir dann auch, dass sie im Bereich Bildung irgendeines städtischen Amtes im Bergischen Land tätig war. Sie hat es einige Male in mehreren Telefonaten erwähnt.
Die Geduld der Mitreisenden war wirklich groß. Nach ca. eineinhalb Stunden hat sich dann wohl jemand vermutlich höflich zu Wort gemeldet. Warum ich „vermutlich höflich“ schreibe? Nun, ich habe seine Beschwerde akustisch nicht vernommen, nur die schrille Antwort, in der darauf hingewiesen wurde, dass die Reisezeit dieses arme Geschöpfs auch Arbeitszeit ist, die sie nutzen muss und im übrigen dürfe man in diesem Abteil telefonieren. Aha. Soso. Nun wusste er oder sie bescheid. Und wir auch gleich, damit nicht noch jemand auf die Idee kommen könnte, sich gestört zu fühlen.
Aber ich kann es auch positiv betrachten: dieses ständige (und auch nervige) Getippe auf diversen Laptoptastaturen ist nicht so schlimm und kann ausgeblendet werden. Künftig wird mich das Getippsel also nicht mehr stören. Hier helfen auch Knöpfe mit Musik im Ohr, gegen diese Stimme half nichts. Also: Bahnfahren macht nur bedingt spaß.
Zweiter Grund: Fremde Stadt, der Weg zur Schlafstatt. Meist ist es effektiver, den hochgepriesenen ÖPNV zu nutzen. Besonders in größeren Städten hat das Taxi nur den Vorteil, dass man sich nicht selbst um den Weg kümmern muss, einen Zeitvorteil hat es nicht. Da ich ja eine durchaus beachtliche Selbständigkeit vorweisen kann, finde ich im Allgemeinen auch den Weg. Angefangen von der Bedienung der Fahrscheinautomaten, dem Streckennetz des ÖPNV etc.
Aber es macht nicht unbedingt spaß…
Im so genannten Speckgürtel oben erwähnter Stadt in der Nähe eines die baldige Eröffnung erwartenden Flughafens sollte meine Schlafstatt sein. Im Internet fand ich einen Hinweis auf Shuttleverkehr zwischen Bahnhof, Flughafen und Hotel. Am Bahnhof angekommen fand mein suchender Blick leider keinerlei Hinweis auf einen Shuttleverkehr. Da ich ja nun nicht gleich um Hilfe schreie, habe ich die Ausmaße der Bahnhofsanlage zur Sicherheit gleich mehrmals ausgemetert. Weit und breit kein Hinweis. Also doch im Hotel anrufen. Günstigerweise hatte ich gleich den Fahrer an der Strippe, der mir offerierte, ich solle am Schild warten. „An welchen Schild?!“ fragte ich. Wir einigten uns auf eine Seite des Bahnhofs bzw. der Straße. Wenige Minuten später war er auch da. Dann hatte ich kurz den Eindruck, der Fahrer will mir erstmal das weitläufige Umland zeigen und ins nächste Dorf via Schnellstraße fahren. Obwohl ich bis dahin dachte, einen kleinen Heimvorteil, sprich rudimentäre Ortskenntnisse, zu haben – ich wusste nicht mehr wo wir waren.
Am Hotel angekommen sah es so aus, als hätte man mitten in die Pampa ein Hotel gestellt. Der Blick aus dem Fenster zeigte Grünland und eine Spedition. Ich war in der Verbannung.
Dritter Grund: Dieser ist optional und bei dieser Dienstreise erstmals Grund zum Zweifel.
In Zeiten der Einsparungen ist es durchaus vertretbar, die günstigste Zimmerkategorie zu buchen. Jedenfalls, wenn das Haus einen gewissen Standard hat. Nun hatte der Seminaranbieter hier nicht das glücklichste Händchen. Ja, das Zimmer war sauber und warm, ich konnte einen Schritt treten, ohne übers Bett steigen zu müssen, es waren ausreichend Bügel im Schrank und für die Körperreinigung wurde eine Universaltinktur angeboten. Aber an sonstigem Service fehlte es. Die Minibar war mit einem Gruß und dem Hinweis, wie man an ein Getränkepaket für den opulenten Literpreis von 10 Euro kommt gefüllt. Leckerlis, welche andere Gäste auf ihrem Kopfkissen finden, wurden auf einem kleinen Kärtchen angepriesen. Am ersten Abend dachte ich noch, hier hätte man den zweiten Teil des Roomservice vergessen, am zweiten Abend war der Klassenunterschied klar. Eine Kollegin wollte für den Abend eine Massage am Empfang buchen lassen – nicht möglich. Sie musste sich selbst kümmern. Der Shuttleverkehr bei der Abreise konnte auch keine drei Minuten warten, wir sollten pünktlich sein. Ich fühlte mich zwischenzeitlich wie ein Bittsteller und nicht wie der Kunde, dem alle Wünsche erfüllt werden…
Glücklicherweise war wenigstens die Wissensvermittlung zufriedenstellend. Und die Häufung der negativen Erlebnisse ist auch eher selten. Nach diesem Ausflug war ich zwar froh, wieder zu Hause zu sein, sollte aber am nächsten Tag schon weiterreisen. Diesmal in privater Mission eine kleine Trainingseinheit zum Saisonstart der neuen Segelsaison…
Eine Arbeitswoche später ging es schon wieder los. Diesmal für eine Tagesveranstaltung in die Stadt der deutschen Finanzwelt. Um den Reisetag nicht ganz der Bahn zu opfern, plante ich die Anreise am Vormittag und genoss den kalten Apriltag in den Glashäusern im Palmengarten. Auch draußen erwacht der Frühling. Neben den vielen schönen Frühlingsblühern wie Tulpen und Narzissen standen die Strauchpäonien bereits in prächtigem Flor. Wunderschön! Auch wenn es noch saukalt ist – der Winter ist vorbei…
Dieser Palmengarten ist auf jeden Fall den einen oder anderen Besuch wert.
Nun sind die Termine erst mal überstanden und es wird ruhiger… Die letzten Wochen waren anstrengend und ich bin wie eingangs bereits erwähnt froh, morgen früh wieder den gewohnten Weg in die vertrauten Räumlichkeiten antreten zu dürfen…
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 30.04.2016 17:07
Ja Sonne, immer noch kalt draußen und kälter noch, als letzten Samstag, da frieren mir sogar die Termine ein im Abendheim. Sei froh, wenn dass es noch "gewohnte" Wege gibt, die dann auch beruhigen. Stell dir vor, wir müßten jeden Tag Berge besteigen!