Die Welt entdecken … (Teil 6)

Die Welt entdecken … (Teil 6)
Pflastermüde, völlig verschwitzt und mit vielen Eindrücken und Fotos ging ich zu der Stelle zurück, an der mich mein charmanter Driver abgesetzt hatte. Ich musste auch nicht lange suchen oder warten – ich wurde erwartet. Auf der anderen Seite der Kreuzung erspähte ich das Taxi.

Nun blickte ich auf eine Szenerie, die mir schlicht die Worte raubte und mich im meiner Meinung über chinesische Touristen bestärkte.
Zwei ältere Herren, ich würde sie jenseits der sechzig Jahre schätzen, bewegten sich im Schlenderschritt mitten auf der Straße in Richtung Tempel. Man richtete den Blick auf den Tempel und wurde noch etwas langsamer im Tempo. Angemerkt sei, dass es sich hier um eine stark befahrene Straße handelt, auf der neben sehr vielen Zweirädern auch viele Autos unterwegs sind. Es herrschte also ein reger Straßenverkehr. Oder besser gesagt, würde herrschen, wenn sie denn fahren könnten. Die beiden Alten standen ja immer noch mitten auf der Straße und als sich dann diverse Verkehrsteilnehmer Gehör verschafften, blieben sie stehen. Man könnte meinen, aus Trotz. Ein europäisch aussehender Tourist hätte diese Situation wohl nicht unbeschadet überstanden, mal abgesehen davon, dass dieser nicht die Straße blockiert hätte.

Da ich nicht weiter in der prallen Sonne darauf warten wollte, dass die beiden die Straße räumen, bin ich todesmutig quer über die Kreuzung zu meinem Taxi geflitzt. Das könnte man nun als erste Bewährungsprobe im (abgeschwächten) kambodschanischen Straßenverkehr bezeichnen, mir war es in diesem Moment nicht bewusst.

Pflichtbeflissen erkundigte sich der Driver nun, ob ich noch irgendwo hin möchte oder spontan in das eine oder andere Geschäft schauen will – ich wollte nur noch unter die Dusche. Dies wiederum erfreute auch meinen Driver, da nun der Feierabend oder weitere Umsätze für den Tag in Aussicht standen. Er lieferte mich wohlbehalten bei meiner Schlafstatt ab und verabschiedete sich.

Nun war die kalte Dusche eine Wohltat. Der Staub von drei Tempelanlagen war wieder von der Haut gespült und ich war um eine kleine Siesta bemüht. Das Baby in der Nachbarschaft war aber der Meinung, ich sollte jetzt nicht schlafen, dann könnte ich doch nachts nicht schlafen. Und um dies zu unterstreichen, stimmte es ein kräftiges Geschrei an. Vielleicht waren es aber auch nur die Zähnchen, die sich den Weg aus dem Kiefer bahnten…

Also nur ein Stündchen ruhen. Nun wagte ich mich zu Fuß auf die Straße. Es war immer noch sehr warm, ich hatte meine Wasservorräte fast aufgebraucht und Hunger bekam ich nun auch. Ich beschloss, die Straße entlang zu gehen, die Eindrücke wirken zu lassen und zu schauen, welche Gelegenheit der Nahrungsaufnahme sich bieten wird.

Weit bin ich nicht gekommen. Da stand auf der anderen Straßenseite ein Werbeaufsteller, wie ich ihn auch aus Deutschland kenne, und bewarb die Speisekarte. Die Preise waren mehr als annehmbar, die Bilder und die englischen Bezeichnungen ließen erahnen, was sich bot. Das angepriesene grüne Curry erweckte meine Aufmerksamkeit. Das wollte ich immer schon mal probieren. Ich ließ mich nieder und beobachtete die Straße. Eine junge Frau nahm die Bestellung auf und beriet mich. Die Reaktion der beiden Frauen, die dort beschäftigt waren, ließ folgern, dass nicht viele Touristen hier essen.

Nun saß ich dort in denkbar schlechter Luft an der Straße und sah mir an, wer und was da alles vorbei fuhr. Inzwischen war rush hour. Jetzt über die Straße zu gelangen, war ein Unterfangen, welches nicht ungefährlich schien und Zeit beanspruchte. Und eine Portion Mut.

Es war unglaublich. Nun wurde mir auch klar, warum mir die Sitzbänke der Mopeds so lang vorkamen. Die waren länger! Eigentlich war in den meisten Fällen das Moped mit drei Personen besetzt, manchmal sogar mit vieren. Mal waren Kinder dabei, meist waren es aber ausgewachsene Asiaten. Zwei Mönche ließen sich z.B. von einem Fahrer durch die Stadt fahren, Kinder wurden aus der Schule abgeholt, die Einkäufe musste nach Hause gebracht werden. Ein etwas größeres Tuktuk war als Lastenfahrzeug unterwegs. Ein recht robuster Anhänger, auf dem bereits ca. fünf Fahrräder quer zur Fahrt standen und noch Platz für mindestens weitere zehn Räder war. Eine ältere Frau mit einem Fahrrad, das unter der Last des Altpapieres beinahe zusammenzubrechen drohte. Umfallen konnte diese Rad jedenfalls nicht mehr. Rechts und links und vorn sah man nur noch Papier und Pappe. Das Rad darunter war nur zu erahnen.

Leider hatte ich sämtliches Gepäck wie Fotoapparat oder Telefon im Hotel gelassen. Also gab es von dem Treiben auf der Straße keine Bilder.

In der Zwischenzeit kam das Essen. Eine recht große Portion Reis, eine Schüssel mit dem grünen Curry und die Schweinefleischstreifen mit einem süßsauren Knoblauchdip. Jetzt hatte ich Zweifel, ob ich nicht zu viel bestellt hatte. Da das Curry eine suppenähnliche Konsistenz hatte, vermutete ich, dass der Reis zum Curry gehörte. Nach dem ersten Löffel des Currys, wurde mir bewusst, wo ich mich befand und mein Essen bestellt hatte. Nun war ich das erste Mal dankbar dafür, allein am Tisch zu sitzen. Die Dusche hätte ich mir jetzt sparen können. Mir schoss das Wasser aus allen Poren. Ich hatte vergessen nach der Schärfe des Currys zu fragen. Nun war es gut, diese große Portion Reis zu haben. Ich fischte die festen Bestandteile aus dem Curry mit GANZ wenig Flüssigkeit und viel Reis. Aber lecker war es trotz der Schärfe auch. Später erfuhr ich, dass ich die Suppe wie die Einheimischen gegessen habe. Die Brühe bleibt übrig. Zum Ausgleich der Schärfe hatte ich ja noch die frittierten Fleischstreifen mit dem leckeren Knoblauchdip. An meine Mitreisenden des nächsten Tages hatte ich noch nicht gedacht. Es war einfach nur lecker…

Nach dem opulenten Mahl noch ein wenig spazieren gehen, die Wasservorräte auffüllen und dann Notizen ins Tagebuch schreiben. Noch war ich tagesaktuell.

Am nächsten Morgen konnte ich ausschlafen, in Ruhe frühstücken und meine aus dem Koffer gequollenen Sachen wieder reisefertig einpacken. Den Weg zum Flughafen legte ich als Fahrgast eines Tuktuks zurück. Tuktuk fahren ist eine angenehme Sache. Man nimmt alles ganz nah wahr. Die Temperaturen, den Fahrtwind, die Gerüche, den Staub…

Der Weg nach Sihanoukville wurde mit einem Airbus 321 bewältigt. Ich habe diesen Flugzeugtypen zu meinen Favoriten auserkoren. Ausreichend Beinfreiheit. Nach einer Flugstunde war der Zauber vorbei und ich trat wieder auf ein Flugfeld ohne erkennbare Sicherheitsmaßnahmen. Aber vielleicht war es auch die letzte Maschine an diesem Tag. Die Luft war viel angenehmer als in Siem Reap. Hier spürte man den Einfluss des nahe gelegenen Meeres.

Nachdem ich auch hier glücklich meinen Koffer in Empfang genommen habe, ging es zum „Schalter“ des Shuttleservices. Für kleines Geld wird man in die Stadt gefahren, sogar direkt vors Hotel.

Inzwischen war die Zeit bereits fortgeschritten, der Flieger hatte Verspätung, die Kofferausgabe dauerte extrem lange und der Weg in die Stadt war weit. Ursprünglich war ich zu 18:00 Uhr verabredet. Aufgrund der Verschiebung des Fluges hatte ich die Verabredung schon eine viertel Stunde verschoben. Nun, am Hotel angekommen ist meine Zeitreserve für Dusche und umziehen auf sieben Minuten geschrumpft…

Fortsetzung folgt…

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