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Die Welt entdecken… (Teil 4)

Die Welt entdecken… (Teil 4)
23:00 Uhr Ortszeit, Landung in Siem Reap. Dieser Flug war nicht schön. Neben den Chinesen sei noch der geringe Sitzabstand anzumerken, der diese fünf Stunden unendlich lang erscheinen ließ.

Ich nahm mir Zeit beim Aussteigen – nur Abstand zu den Chinesen!

Als ich dann das gut klimatisierte Flugzeug verließ, hatte ich das Gefühl voll bekleidet in die Sauna zu gehen. Mir schlug eine feuchte Wärme entgegen, mit der ich in diesem Moment nicht gerechnet hatte. Hier kühlte die Nacht nichts ab. Und in diesem Moment wurde mir auch bewusst, dass ich immer noch im Zwiebellook unterwegs war. Nun war es aber auch zu spät, noch irgendwelche Kleidungsstücke abzulegen. Ich ging davon aus, dass ich ja bald im Hotel sein werde. Solange halte ich das noch aus…

Ich war sehr überrascht, dass ich einfach so aufs Flugfeld trat und kein Flughafenpersonal zur Wegweisung oder Sicherung des Flugfeldes zu sehen war. Glücklicherweise sah ich vorn noch die Gruppe und Markierungen auf dem Boden, die mir die grobe Richtung gaben.

Auf halben Weg kam mir ein junger Mann entgegen und fragte mich nach dem Ort zur Visabeantragung. Natürlich auf Englisch! Spontan konnte ich nur auf Deutsch antworten, ich hatte die totale Sprachlähmung für englische Worte. Mit Gesten und deutschen Worte signalisierte ich ihm, wo wir hin müssten. Dann überwand ich langsam meine Sprachhemmung und versuchte mich in Konversation mit ihm. Er verstand auch meine Fragen und antwortete brav. Und ich verstand einen großen Teil oder die wesentlichen Aussagen.

Da ich ja gut vorbereitet wurde durch meinen Freund, hatte ich die Einreiseformulare beispielhaft ausgefüllt im Reisegepäck und konnte darauf zurückgreifen. Obwohl der junge Mann Amerikaner war und die Formulare besser verstehen sollte als ich, nahm auch er dankend die Ausfüllhilfe in Anspruch.

Nun hatte ich schon drei verschiedene Formulare ausgefüllt und wusste ehrlich gesagt nicht so genau, ob und wofür ich die jetzt nun genau brauchte.
Als erstes brauchte ich das Visum. Die Schlange war nicht so lang, aber eben eine Schlange. Kurz vor uns muss ein Flugzeug aus Korea angekommen sein. Wir hatten jede Menge koreanischer Pfandfinderinnen vor uns.
Sie hatten ihren Spaß und die kambodschanischen Beamten dann auch. Ich hatte nicht erwartet, dass die zu Scherzen aufgelegt sind. So kann man sich täuschen. Die Beamten hatten einen Mordsspaß mit den Mädels. Das erleichterte dann auch die Formalitäten der folgenden Einreisewilligen.

Ich wusste nicht so genau, wie das Procedere bei der Visaabfertigung vonstatten ging, daher war ich dann etwas irritiert, dass man das Passbild, das Geld und meinen Pass behielt und mich an einen anderen Schalter schickte. Nun hatte ich kein Dokument mehr – ein komisches Gefühl.

Der Intuition und den anderen Menschen folgend stellte ich mich an den nächsten Schalter an. Wobei hier eher nicht von Schlange gesprochen werden kann, sondern von einem Pulk Menschen. Der Beamte hinterm Tresen schaute in den jeweiligen Pass und zeigte auf den entsprechenden Menschen. Dieser bekam seinen Pass mit ner eingetackerten Seite zurück. Das war alles. Also achtete ich auf die Farbe des jeweiligen Passes in den Händen des Beamten und wartete.

Als auch ich meinen Reisepass glücklich zurück bekam ging‘s zur Passkontrolle. Hier einmal nett in die Kamera lächeln, den Atem kurz anhalten, ein weiteres Formular zurück lassen und durch. In der Zwischenzeit war der Kampf am Gepäckband schon beendet und mein Köfferchen fuhr allein seine Runden. Nun dachte ich, alle Formalitäten und Kontrollen hinter mich gebracht zu haben und verstaute alles Papier im Rucksack. Kurz vor dem rettenden Ausgang standen schon wieder uniformierte Menschen und wollte das letzte Formular. Nun hatte ich wenigstens alle Zettel erfolgreich verteilt und keiner der Herren hatte mehr Interesse an mir als an allen anderen Reisenden. Gut so!

Nun waren schon eineinhalb Stunden seit der Landung vergangen und ich wollte in mein Bett. Ich befürchtete, dass der georderte Abholservice (pick.up) schon wieder von dannen gezogen sei. Als ich ins Freie trat, sah ich, dass die Abholer Ausdauer hatten oder die Erfahrung, wie lange die Einreise dauern würde. Ich schritt die Reihe der Menschen mit Zetteln auf denen diverse Namen standen ab. Und wieder zurück. Jetzt wurde mir noch wärmer, mein Name stand auf keinem der Zettel. Dabei hatte doch die nette Dame vom Hotel geschrieben, dass sie mich abholen und eben ein Fahrer mit einem Namensschild auf mich wartet. So ein Mist!

Einen kurzen Anflug von Panik und Verzweiflung überwindend, überlegte ich nun, was zu tun sei. Könnte ich bei jemand anderem mitfahren? Aber es wollte niemand in mein Guesthouse. Also kramte ich die Mail heraus, in der Hoffnung, dass da eine Signatur mit Anschrift und Telefonnummer drauf steht. Deutsche Erwartungen! Da stand nichts und ich hatte es versäumt, dies zu notieren. Sowas blödes! Na gut, dann eben ins Internet und die Daten raussuchen.

Netz? Never! Mein Telefon wollte nicht mit dem WLAN des Airports kommunizieren. Inzwischen bin ich in den Krisenmodus gewechselt und ruhiger geworden. Es half ja nichts – nun konnte ich nur noch hoffen, dass ein Taxifahrer mein Ziel kannte. Glücklicherweise fand sich ein netter Fahrer, der angab, das Guesthouse zu kennen. Ich habe am Schalter der Taxizentrale meinen Obolus entrichtet und mich dem Driver anvertraut. Ein aufgeschlossener Mensch, der recht gut Englisch sprach. Die Konversation war dennoch etwas schwierig – ich war müde und erschöpft und mir war immer noch heiß.

Nach guten zwanzig Minuten Fahrt meinte er, hier wären wir richtig. Ich sah aus dem Fenster und sah weit und breit nichts, was einem Hotel oder einer Pension nur im Entferntesten ähnelte. Aber in der Zwischenzeit war es auch schon nach ein Uhr! Ich fragte, ob er sich sicher sei – ja ja, den Rest müssten wir gehen. Er schnappte sich meinen Koffer und ich trabte hinterher. Wir kamen vor ein eisernes Tor, was zwar geschlossen war aber nicht verschlossen. Also weiter. Und dann standen wir vor einem Portal, das mich an die Bilder im Internet erinnerte. Er hatte mich tatsächlich zum Hotel gebracht!

Aber seine Betreuung ging noch weiter. Da ja besagter pick-up-Service nicht funktioniert hatte, wollte er sicher sein, dass ich hier auch ein Bett bekomme. Wir betraten den Eingangsbereich und sahen einen Knaben von ca. 12 Jahren auf einer Bank schlafend liegen. Der arme Bursche schreckte kurz auf und drehte sich dann um. Hinter dem Schreibtisch entdeckte ich dann eine Liege, auf der noch jemand lag. Dieser Knabe war etwas älter, vielleicht 16 Jahre alt. Total verschlafen schaute er nach einer Reservierung und meinte, er hätte keine Reservierung und auch kein Einzelzimmer. Aber er hätte noch ein anderes Zimmer frei. Nun war mein Adrenalinspiegel so hoch, dass ich wieder völlig wach war. Der arme Kerl bekam eine verbale Dusche und meine Verärgerung deutlich zu spüren. Auch wenn er die Worte nicht verstand - die Botschaft kam an...

Nachdem ich meinen Schlüssel in Empfang nehmen konnte, verabschiedete sich der nette Driver bis zum nächsten Morgen. Er hatte mir doch tatsächlich seine Taxidienste für den nächsten Tag und die Tempeltour aufgeschwatzt. So richtig böse konnte ich ihm nicht sein, er hatte mir ja schon sehr geholfen…

Fortsetzung folgt...

Kommentare

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Helianthus67 21.02.2016 19:18
@seeyou
wenn man dort nicht querfeldein in den Wald marschiert, sollte es nicht gefährlicher sein, als z.B. in Rom
Wenn man bestimmte Regeln einhält jedenfalls...
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