40 Gold Logo

Die Welt entdecken… (Teil 3)

Die Welt entdecken… (Teil 3)
Das Weihnachtsfest verging so ruhig und entspannt wie noch nie und der Jahreswechsel wurde gebührend mit Freunden bei gutem Essen, einem Glas Wein und guten Gesprächen begangen.
In den vergangenen Wochen wurde der Kleiderschrank gesichtet nach Sommersachen und schon mal eine Vorauswahl getroffen. Das ist gar nicht so leicht, wenn man nicht so genau weiß, was die richtige oder angemessene Kleidung ist. Schließlich stapelten sich jede Menge Shirts, kurze Hosen und nicht zuletzt Badesachen neben Schuhen, Kosmetik und Medikamenten. Man weiß ja nie…

Mein Koffer (leider zu großzwinkerndes Smiley füllte sich langsam mit vielen Dingen. Dann kam die große Stunde des Wiegens. Das Limit lag bei 20kg in Kambodscha. Mein Koffer wog 22,5 kg. Also noch einmal in mich gehen und prüfen, was nicht zwingend in den Koffer muss. Die Reduzierung traf dann eine lange Hose und ein paar Oberteile. Notfalls muss ich eben etwas vor Ort waschen.
Nun hatte der Koffer 20,5 kg, dass ging. Auf der ersten Strecke waren 23 kg erlaubt, in Siem Reap wollte ich dann noch etwas ins Handgepäck umlagern, dann waren die 20 kg sicher.
Nun war ich startklar.

Montagmorgen – heute sollte es losgehen. Mittags fuhr der Zug zum Flughafen, am Abend war der Abflugtermin gesetzt.
Ein Blick aus dem Fenster ließ mich erschauern. Es hatte geschneit! Also waren die Temperaturen gesunken und ich wollte nicht mit der dicken Winterbekleidung in die Wärme reisen. Dieser Vorsatz sollte sich später als großer Fehler herausstellen…

Mittags ging es dann im Zwiebellook los. Am Bahnhof kam es dann das erste Mal anders als geplant. Mein Zug hatte 40 Minuten Verspätung, ich hatte aber nur 20 Minuten Umsteigezeit in Duisburg. Das ist einfache Mathematik – das schaffte ich nicht. Da ich aber Zugbindung hatte, musste ich erstmal den netten Bahnangestellten bemühen, meine Fahrkarte freizugeben. Nun hatte ich die Wahl zwischen Regionalbahn und verspätetem ICE. Da ich keine Lust auf zusätzliche Experimente hatte nahm ich die Regionalbahn. Das erste Umsteigen klappte noch, das zweite Umsteigen in den ICE nach Frankfurt am Main ging dann wieder in die Hose. Verspätung. Aber meine Zeitplanung hatte genügend Puffer um auch hier noch safe zu sein. Ich kam also relativ entspannt in Frankfurt an und suchte mir meinen Weg zum Flieger. Dazwischen stand noch der check-in. Eigentlich sind in Deutschland die Wege immer ganz gut ausgewiesen, am Frankfurter Flughafen gab es einen kurzen Bruch. Für einen Moment war ich verwirrt, wo es denn nun zu den Schaltern ging.

Endlich war ich in der großen Halle mit den unzähligen Schaltern für den check–in gelandet. Ich musste auch nicht lange suchen, wo ich meinen Koffer loswurde. Es waren nicht viele Schalter besetzt und an den für meinen Flug geöffneten Schaltern war eine Schlage asiatischer Mitreisender. Das war wohl mein Ziel. Es dauerte nicht lange und der Koffer war abgegeben und die Bordkarten in meiner Tasche. Nun hatte ich noch knapp eine Stunde bis zum boarding. Diese Stunde verging schnell – in Frankfurt kann man sich die Zeit gut vertreiben.

Der Flieger hob relativ pünktlich ab und es stand ein 10-stündiger Flug vor mir. Die ersten eineinhalb Stunden vergingen mit den ganzen Informationen für Notfälle, Duty free und essen. Die Damen vom Service hatten gut zu tun. Trotz der langen Flugzeit schienen sie ziemlich unter Zeitdruck zu stehen. Alles ist zeitlich durchgeplant.

Meine Vorbereitungen erwiesen sich teilweise als unnötig. Ich durfte meine Technik nicht benutzen, was dazu führte, dass der eBook-Reader aus blieb und mein Taschentelefon für die akustische Unterhaltung auch aus bleiben musste. Ich konnte nur auf die bordinterne Unterhaltung zurückgreifen. Was bedeutete, Bücher und Filme auf Chinesisch, Englisch oder Französisch zu konsumieren. Einzig das Musikangebot war wirklich gut. Von klassischer Musik über landestypischen asiatischen Folk bis Rock war alles dabei. Für mich hieß es, meine Englischkenntnisse weiter üben und mal wieder einen Film in englischer Sprache angucken. Und viel Musik hören.
Tja, manchmal sind die herkömmlichen guten alten Bücher auf Papier gedruckt auch nicht schlecht… darauf hatte ich leider zugunsten des Gewichts verzichtet.

Irgendwann gab es dann auch eine kleine Nachtruhe, aber pünktlich zu dem fantastischen Sonnenaufgang war ich wieder wach. Soviel orange am Himmel und keine Technik zum Dokumentieren zur Hand! Schade. Dieser Himmel wird nur in meiner Erinnerung erhalten bleiben.

Nach deutscher Zeit morgens gegen sechs Uhr, Ortszeit fast Mittag, kamen wir pünktlich in Peking an. Umsteigen mit sieben Stunden Aufenthalt. Temperatur: null Grad bei strahlend blauem Himmel.

Der Menschenstrom verlief sich schnell. Ich brauchte etwas Zeit um mich zu orientieren. Zeit hatte ich ja viel – sieben Stunden Aufenthalt. Irgendwann fand auch ich meinen Weg zum International Transfer. Sehr unübersichtlich, aber erkennbar eine SEHR lange Schlange und zwei recht kurze Schlangen. Das einzige, was ich wusste: ich musste durch die Kontrolle da vorn. Also folgte ich meinem Instinkt und stellte mich an eine der kürzeren Schlangen an. Hier standen auch Mitreisende aus dem vorherigen Flieger. Da es mir dann aber doch komisch vorkam, fragte ich einen offensichtlich beim Flughafen Angestellten, der hektisch zwischen den Menschen herum lief. Er war wirklich gestresst und meine Frage, ob ich hier richtig wäre, setzte ihm noch mehr zu. Nein, nein, ich müsste in die andere (lange) Schlange. Ein zaghafter Protest meinerseits ließ ihn erweichen und ich konnte bleiben. Nun hatte ich das ungute Gefühl, gleich bei der Passkontrolle der Schlange verwiesen zu werden und mich dann in die lange Schlange einreihen zu müssen. Dann die Kontrolle und… nichts passierte. Man kontrollierte den Pass und die erste Bordkarte und lies mich kommentarlos passieren. Das war merkwürdig. Später kam ich dann drauf: Es war die „Schnellabfertigung“ für Reisende mit kurzen Umsteigezeiten. Hmm, da hab ich wohl Glück gehabt und bin etwas schneller durch die Passkontrolle gekommen. Die nächste Hürde kam aber sofort – die Sicherheitskontrolle. Erstmal gab es einen gehörigen Rückstau, der sich erklärte, als ich endlich kontrolliert wurde. Mein Rucksack war so interessant, dass er gleich dreimal durchleuchtet wurde. Fotoapparat und Telefon hatte ich schon separiert – erster Versuch. Der missglückte Versuch nach Powerpacks zu fragen gelang beim zweiten Durchlauf. Ich hatte zwei dabei, die ich aber in Ermangelung des Einsatzes meiner Technik noch nicht gebraucht hatte. Die sollten also auch raus, wurden intensiv beäugt und für gut befunden. Zweiter Versuch. Nun wurde einer der Beamten neugierig und legte selbst Hand an meinen Rucksack. Sein Interesse galt der kleinen Solarleuchte, die ich immer in der Tasche habe. Da ja nun die Quelle der Irritationen gefunden war, glaubte ich fertig zu sein. NEIN! Der Rucksack sollte nochmal durchleuchtet werden. Dummerweise rotierte gerade die Besetzung am Bildschirm, so dass nun eine junge Frau das Bild ansah und wieder einen fragenden Blick in die Runde warf. Glücklicherweise sagte ihr jemand, was ihr Interesse weckte und ich durfte ohne vierte Durchleuchtung gehen.

So hatte ich schon mal zwei Stunden meiner Wartezeit hinter michgebracht. Ich ging auf Entdeckungstour im Flughafen und hoffte dabei auch gleich das Gate für den nächsten Flug zu erfahren. Diese Information bekam ich nicht – es war noch zu früh. So schlenderte ich in dem neuen Flughafen herum und schaute nach den Läden und ihren Angeboten. Aber da das Angebot an verschiedenen Geschäften nicht so üppig war und auch nur die teuersten Marken im Angebot waren, war ich relativ schnell durch. Für so einen großen Flughafen ein sehr kleines Angebot.

Ich setzte mich in die Mittagssonne und schaute dem Treiben auf dem Flugfeld zu.

Mir gegenüber ließ sich eine junge Frau nieder, vielleicht zwanzig Jahre alt. Man sah ihr an, dass sie sehr müde und durchgefroren war. Sie legte sich auf ihren Rucksack und schlummerte mit Musik im Ohr. Irgendwie tat mir die kleine leid.

Als die Sonne dann irgendwann weg war, wurde mir kalt. Jetzt nahm ich auch den Luftzug deutlich war. Eine kühle leichte Brise. Aber im Gebäude deutlich übertrieben. Damit mir nicht noch kälter wurde, begann ich wieder meinen Rundgang im Flughafen. Aber der war immer noch genauso übersichtlich. Nun war auch das Gate für meinen Weiterflug angegeben. Also begab ich mich in besagte Richtung. Aber hier war es noch kälter – also weiter bewegen.

Als ich mich dann schon mal am richtigen Gate auf einen der Sitzplätze niederließ, fiel mir eine Gruppe von fünf asiatischen Senioren auf, die angeregt in irgendwelchen Büchern blätterten und Zettel ausfüllten. Dann sah ich eine Thermoskanne, die offenbar mit einem Heißgetränk befüllt war. Es sah aus wie mitgebracht, was aber nicht sein konnte aufgrund der Sicherheitskontrollen. Wo hatte die Frau den Tee her? Die Frage beantwortete sich dann eine halbe Stunde später. Nun kam eine Gruppe Männer, die mit leeren Thermoskannen hantierten. Loser Tee kam zum Vorschein und dann verschwand einer der Herren. Er kam mit einer befüllten Kanne zurück. Dann sah ich den Heißwasserspender in der Ecke stehen. Und dann nahm ich war, dass jeder zweite so eine Kanne in der Hand hatte. Es scheint die normalste Sache der Welt zu sein, mit seiner Thermoskanne durch die Gegend zu laufen oder auch zu reisen. In diesem Augenblick habe ich sie sehr beneidet, da mir so sehr kalt war.

Der Flieger stand für uns bereit und wir wurden mit einem Bus durch den kalten Abend gefahren.

Ein Flugzeug voll Chinesen ist für mich zurzeit so ziemlich das schlimmste, was passieren kann. Die nächsten fünf Flugstunden waren die reinste Sozialstudie. Es fällt mir schwer, die Mentalität dieser Menschen zu beschreiben. Sobald es möglich war, den Gurt zu lösen begann eine Völkerwanderung in dem Flieger. An Bord war mindestens eine chinesische Reisegruppe die sich betrugen, als würde ihnen dieses Flugzeug gehören und alle anderen Fluggäste wären gerade so geduldet. Hier war nur noch zählen von 100 rückwärts und fremdschämen angesagt.

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 15.02.2016 16:59
Hallo, ich lese gerne Reiseberichte, und bin neugierig, wie es weitergeht.

Zu meinen/unseren Reisezeiten, die nun schon zig Jahre zurück liegen, habe ich mir die Mühe gemacht, alles durch die Reiseleiter Erfahrene mit zu stenographieren. Zuhause entstand aus diesen Notizen, die natürlich erst von mir übersetzt werden mussten, ein Reisebericht, der mit Karten aus dem Atlas übertragen die Reiseroute zeigend, Fotos und gepressten Blumen und Pflanzen der jeweiligen Länder (Dazu hatte ich stets ein Buch im Gepäck. Und in dem wurde vom Zoll nicht gestöbert, so dass mir ein Teil meiner gesammelten Schätze blieb.) gestaltet wurde. Eine aufwändige Arbeit, die mir trotzdem viel Spaß machte, aber ich war mir damals sicher, in diese Länder, wie Vietnam und die Region Mittelasien nie wieder reisen zu können....

Wenn ich nun bedenke, dass Du allein dorthin unterwegs warst, dann ziehe ich einen meiner Hüte!
 
Helianthus67 15.02.2016 18:19
Naja, ich hab ein bisschen später angefangen mit dem Reisen. Früher hätte ich ähnlich agiert und Pflanzen gesammelt, fotografiert, was das Zeug hält… Diesmal hab ich auch ungewöhnlich viele Bilder gemacht, wobei viele Motive mehrfach gesichert wurden *g*
Pflanzen sammle ich nicht mehr, recherchiere vor Ort auch nicht mehr, worum es sich handelt. Ich habe mich bei dieser Reise auf Landschaft, Land und Leute konzentriert.
Steno kann ich leider nicht, daher muss ich viel rekapitulieren. Die Aufzeichnungen von unterwegs waren eher eine grobe Skizze, um nichts zu vergessen. Aber leider – alle Eindrücke kann man gar nicht wiedergeben.
weiße KroneJetzt kostenlos registrieren