@seeyou, wo ist dein Problem? Du hast zu diesem Text einen Trailer eingestellt, der in der Vorlage Hugo's "Die Elenden" hat. Und Lawrence hat doch recht, dass die literarische Vorlage NIE vollständig umgesetzt werden kann. Im ungünstigsten Fall wird aus einem ernsthaften Stoff zur französischen Revoluion und dem Leid der Menschen eine Liebesgeschichte gebastelt, weil sie so besser vermarktet werden kann.
Auch können wir heute nur noch interpretieren, was Schiller, Hugo und Co. sich dabei genau gedacht haben.
Ich habe vor zwei Jahren den "Faust" an zwei Theatern gesehen - jedesmal nur in Fragmenten mit den wesentlichen Szenen auf die Bühne gebracht - aber in beiden Fällen sehr gut. Der Faust kann gar nicht in seinem vollen Umfang auf die Bühne gebracht werden. Das wäre ein Langstreckenlauf.
Ein kleiner Nachtrag zum Text:
Die Bielefelder Räuber waren am Originaltext, haben aber ergänzend in unserer heutigen Sprache regionalen Bezug genommen. Es war sehr auflockernd und nicht störend.
anspruchsvolle Kost
08.12.2015 20:49
anspruchsvolle Kost
08.12.2015 20:49
anspruchsvolle Kost
Vor ein paar Tagen habe ich nach langer Zeit mal wieder anspruchsvolle Kost kultureller Art zu mir genommen. Ich war im Theater.
Es war ein erlebnisreicher Theaterbesuch. In der Vorschau im Netz war schon zu erkennen, dass es wieder einmal keine klassische Inszenierung eines Klassikers ist. Ich war hin und her gerissen, ob ich es wagen sollte, mir dieses Stück anzusehen.
[url=]https://www.youtube.com/watch?v=9XedoK1yhhY
[/url]
Nun gehe ich sehr gern ins Theater und bin auch offen für dieses und jenes. Und da es sich bei besagten Stück um einen Klassiker des Sturm und Drang handelte, konnte ich nicht widerstehen. Also freute ich mich auf Schillers „Räuber“ und machte mich schick.
Da ich dieses Stück nicht gelesen hatte, schloss ich meine „Wissenslücke“ mithilfe des Internets und fand eine Zusammenfassung.
Okay, auf den ersten Blick ein Familienkonflikt, der sich auch in der heutigen Zeit immer wieder findet, begründet in menschlichen Schwächen und dies in einer kritisch dargestellten Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Und der Freiheitsgedanke.
Sehr hilfreich finde ich immer eine Matinee oder eine Einführung zum Stück. In unserem Theater ein oft genutztes Mittel, den Theaterbesucher in die Ideen der „Macher“ einzuweihen und die Interpretationen des Stoffes darzulegen.
Glücklicherweise bin ich meiner Eingebung gefolgt und habe eine solche Einführung besucht. Sonst wäre mir z. B. der tiefere Sinn der so genannten cross gender-Besetzung verschlossen geblieben.
Cross gender (ich musste auch nachlesen) ist die gegengeschlechtliche Besetzung bestimmter Rollen. Da war dann mal eben die weibliche Hauptrolle mit einem Mann besetzt und die männliche Hauptfigur mit einer Frau. Es mutete schon etwas befremdlich an, jedoch konnte ich die Beweggründe für die Besetzung der Amalie im Verlauf des Stücks nachvollziehen.
Auch wenn ich eigentlich als Zuschauer die Stücke gern so konsumieren will, wie sie vom Autor ursprünglich geschrieben wurden, hat mir die Inszenierung der Räuber gut gefallen.
Ich bin ein dankbarer Zuschauer, der das Talent und den Mut der Akteure immer wieder bewundert. So war bei der von mir ausgewählten Vorstellung ein Schauspieler erkrankt und man organisierte sich Ersatz, der am Vormittag aus Berlin anreiste.
Ich fand es faszinierend, wie schnell sich der Schauspieler in diese Inszenierung hineinfand und trotz Manuskript in der Hand das Spiel bereicherte.
Bemerkenswert war auch der Altersdurchschnitt der Zuschauer. Aufgrund der vielen Oberstufenschüler lag der deutlich unter 30 Jahren. Ich finde es toll, dass sich doch so viele junge Leute ins Theater zu den alten Klassikern wagen. Und was mir auch auffiel: Die haben sich auch bekleidungstechnisch ihrem Umfeld angepasst. Nix Jeans! Schick sahen sie aus. Auch die Jugend kann einen Theaterbesuch noch zelebrieren…
Es war ein rundum gelungener Abend, der Lust auf mehr macht…
Es war ein erlebnisreicher Theaterbesuch. In der Vorschau im Netz war schon zu erkennen, dass es wieder einmal keine klassische Inszenierung eines Klassikers ist. Ich war hin und her gerissen, ob ich es wagen sollte, mir dieses Stück anzusehen.
[url=]https://www.youtube.com/watch?v=9XedoK1yhhY
[/url]
Nun gehe ich sehr gern ins Theater und bin auch offen für dieses und jenes. Und da es sich bei besagten Stück um einen Klassiker des Sturm und Drang handelte, konnte ich nicht widerstehen. Also freute ich mich auf Schillers „Räuber“ und machte mich schick.
Da ich dieses Stück nicht gelesen hatte, schloss ich meine „Wissenslücke“ mithilfe des Internets und fand eine Zusammenfassung.
Okay, auf den ersten Blick ein Familienkonflikt, der sich auch in der heutigen Zeit immer wieder findet, begründet in menschlichen Schwächen und dies in einer kritisch dargestellten Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Und der Freiheitsgedanke.
Sehr hilfreich finde ich immer eine Matinee oder eine Einführung zum Stück. In unserem Theater ein oft genutztes Mittel, den Theaterbesucher in die Ideen der „Macher“ einzuweihen und die Interpretationen des Stoffes darzulegen.
Glücklicherweise bin ich meiner Eingebung gefolgt und habe eine solche Einführung besucht. Sonst wäre mir z. B. der tiefere Sinn der so genannten cross gender-Besetzung verschlossen geblieben.
Cross gender (ich musste auch nachlesen) ist die gegengeschlechtliche Besetzung bestimmter Rollen. Da war dann mal eben die weibliche Hauptrolle mit einem Mann besetzt und die männliche Hauptfigur mit einer Frau. Es mutete schon etwas befremdlich an, jedoch konnte ich die Beweggründe für die Besetzung der Amalie im Verlauf des Stücks nachvollziehen.
Auch wenn ich eigentlich als Zuschauer die Stücke gern so konsumieren will, wie sie vom Autor ursprünglich geschrieben wurden, hat mir die Inszenierung der Räuber gut gefallen.
Ich bin ein dankbarer Zuschauer, der das Talent und den Mut der Akteure immer wieder bewundert. So war bei der von mir ausgewählten Vorstellung ein Schauspieler erkrankt und man organisierte sich Ersatz, der am Vormittag aus Berlin anreiste.
Ich fand es faszinierend, wie schnell sich der Schauspieler in diese Inszenierung hineinfand und trotz Manuskript in der Hand das Spiel bereicherte.
Bemerkenswert war auch der Altersdurchschnitt der Zuschauer. Aufgrund der vielen Oberstufenschüler lag der deutlich unter 30 Jahren. Ich finde es toll, dass sich doch so viele junge Leute ins Theater zu den alten Klassikern wagen. Und was mir auch auffiel: Die haben sich auch bekleidungstechnisch ihrem Umfeld angepasst. Nix Jeans! Schick sahen sie aus. Auch die Jugend kann einen Theaterbesuch noch zelebrieren…
Es war ein rundum gelungener Abend, der Lust auf mehr macht…
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 08.12.2015 22:42
@Helianthus67,
dann hat Dir die leichte Kost ja geschmeckt, und macht vielleicht Appetit auf mehr.
Ich finde das sehr mutig, so einen Klassiker in abgewandelter oder zeitgemäß umgewandelter Form zu erleben.
„Die Räuber“ habe ich als junge Frau im Theater gesehen, sehr auf modern gemacht. Für meinen Geschmack zu modern, für mich war das Stück kaum zu ertragen.
Ich mag es, wenn die Klassiker nicht auf den Kopf gestellt werden, nur weil man der Meinung ist, mal was anderes machen zu müssen, sondern Klassiker bleiben.
dann hat Dir die leichte Kost ja geschmeckt, und macht vielleicht Appetit auf mehr.
Ich finde das sehr mutig, so einen Klassiker in abgewandelter oder zeitgemäß umgewandelter Form zu erleben.
„Die Räuber“ habe ich als junge Frau im Theater gesehen, sehr auf modern gemacht. Für meinen Geschmack zu modern, für mich war das Stück kaum zu ertragen.
Ich mag es, wenn die Klassiker nicht auf den Kopf gestellt werden, nur weil man der Meinung ist, mal was anderes machen zu müssen, sondern Klassiker bleiben.
Helianthus67 08.12.2015 22:55
@Byzantinerin
Ich mag die Klassiker auch gern klassisch. Gibt es aber heute nicht mehr. Das Stück war auch nicht in die heutige Zeit addaptiert, in kleinen Teilen wurde aktuelles Zeitgeschehen eingeflochten. Dies aber so, dass es harmonierte und das Thema Freiheit betraf.
Es war das Bühnenbild und die Kostüme sowie die cross gender-Besetzung, die hier von klassischen abweicht.
Das Bielefelder Theater bleibt textlich immer am Original, wird eventuell ergänzt. Im Spiel gelingt es ihnen dann, die "alte Sprache" sehr eingängig zu präsentieren.
Ich mag die Klassiker auch gern klassisch. Gibt es aber heute nicht mehr. Das Stück war auch nicht in die heutige Zeit addaptiert, in kleinen Teilen wurde aktuelles Zeitgeschehen eingeflochten. Dies aber so, dass es harmonierte und das Thema Freiheit betraf.
Es war das Bühnenbild und die Kostüme sowie die cross gender-Besetzung, die hier von klassischen abweicht.
Das Bielefelder Theater bleibt textlich immer am Original, wird eventuell ergänzt. Im Spiel gelingt es ihnen dann, die "alte Sprache" sehr eingängig zu präsentieren.
ich hab einfach von einem schönen Theaterabend berichtet. Man sollte sich nicht immer von Trailern oder Kritiken abhalten lassen...
Aber wenn du es anders lesen willst...