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Menschen

Menschen
Begegnungen
Im Laufe seines Lebens begegnet man vielen Menschen. Ich bekam vor einigen Monaten eine Nachricht über das Portal mit dem grünen runden Symbol, was in der heutigen Zeit für manchen eine fast unverzichtbare Kommunikationsplattform geworden ist. Also in dieser Nachricht stand dann so ein Text, den man weiterleiten sollte. Naja, nun bin ich nicht der Typ, der alles wild in der Gegend rumschickt (hab ich auch in diesem Fall nicht getan), aber dieser Text hatte dann schon was. Der Zug des Lebens. Ja, da ist was Wahres dran. Es sind Menschen da, in deren Leben / Zug man mit Beginn seiner Existenz auf Erden einsteigt, um bei diesem Bild zu bleiben. Der eigene Zug beginnt zu rollen, man findet Freunde, lernt Menschen kennen, die einem wohlgesonnen sind oder auch nicht. Man muss lernen, mit anderen zu kommunizieren. Der eine lernt besser, der andere nicht so gut. Deine Mitreisenden werden dir schon sagen, wie gut du lernst, werden dich, wenn‘s gut läuft, auf das richtige Gleis setzen und die Weichen ordentlich stellen. Irgendwann bist du dann selbst dafür zuständig, in welche Richtung du fährst. Du kannst es teilweise beeinflussen, wer in deinen Zug steigt, weniger, wer wann wieder aussteigt. Es gibt Menschen, mit denen möchte man möglichst lange zusammen in diesem Zug verweilen. Andere möchte man eher auffordern, wieder auszusteigen. Je länger unser Zug rollt, desto mehr Menschen können uns auf unserem Weg begleiten.


Über Mutige, Lügner und Feiglinge
Manchmal stelle ich mir die Frage nach meinen Fähigkeiten, andere Menschen zu beurteilen, sie einzuschätzen. Das klingt jetzt komisch. Ich rede von der sogenannten Menschenkenntnis. Es gab mal eine Zeit, da hat mein Bauchgefühl gut funktioniert. Das liegt vielleicht an dem jahrelangen Training in meiner Jugend. Damals habe ich auf ziemlich schmerzhafte Weise lernen müssen, wie Menschen miteinander umgehen. Glücklicherweise oder dummerweise ist mir mein Urvertrauen dabei nicht abhandengekommen. Ich glaube, vieles wäre einfacher, wenn ich nicht so viel über dieses und jenes nachdenken würde und einfach davon ausginge, dass die Welt und ihre Bewohner schlecht sind.

Zurück zu meinem Bauchgefühl. Das erste Signal war, ob ich mit dem jeweiligen Gegenüber überhaupt etwas zu tun haben will. Da ich, glaube ich, ein recht offener Mensch bin, wird diese Frage überwiegend mit ja beantwortet. Es soll ja schließlich jeder eine Chance bekommen. Hier machte ich dann in vielen Fällen schon den ersten Fehler und hörte nicht auf die Signale meines doch recht redseligen Bauches. Als nächstes konnte ich ganz gut einschätzen, welche Themen man gut miteinander „beackern“ konnte, zu welchen Themen es auseinanderlief. Konnte Stärken und Schwächen gut ausmachen. Auch wenn ich bei den Schwächen immer schon sehr nachsichtig war (zweiter Fehler) und ich viel entschuldigt habe. Wenn mir der Mensch grundsätzlich sympathisch war. Andernfalls konnte hier der erste Fehler wieder ausgebügelt werden und jeder ging wieder seines Weges. Manchmal geht das nur bedingt. Zum Beispiel im Job. Da muss man mit Menschen auskommen, egal ob sie einem willkommen sind. Ich erinnere mich an eine Zeit, da war mein Bauch so laut, dass ich es einfach nicht überhören konnte. Und doch gab ich dem Menschen eine Chance. Hab gedacht, dass kann ja nicht sein, du kennst diesen Menschen doch gar nicht. Das habe ich teuer bezahlt. Auf solche deutlichen Signale meines Bauches höre ich seither. Eine Chance bekommt trotzdem noch jeder, nur muss er sich mehr um mein Vertrauen und meine Unterstützung bemühen.

Irgendwann geht man dann auch sehr enge Beziehungen ein und vertraut. Wenn es gut läuft, ist es wie im Märchen und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Schnitt! Wir sind ja im wahren Leben. Und hier treffen in den meiste Fällen Menschen aufeinander, die unterschiedliche Stärken und Schwächen haben und daher eben auch unterschiedlich „ticken“. Mir ist in solch einer engen Beziehung mal das Vertrauen abhandengekommen. Der Grund hierfür waren Unehrlichkeit und Lügen. Mein Bauch hatte auch da wieder Recht mit seinen Einwänden. Und dann hat sich der Verstand dazu geschaltet und eine unsägliche Diskussion mit dem Bauch begonnen. Das hat dazu geführt, dass mein Bauch total verwirrt war und irgendwann ruhig geblieben ist. Das war gar nicht gut. Der Verstand wollte nämlich Friede Freude Eierkuchen. Um jeden Preis. Dumm nur, wenn dann das Bauchgefühl beleidigt ist und nur eingeschränkt Dienst tut. Da holt man sich dann schon die eine oder andere zusätzliche Blessur. Lange Rede kurzer Sinn: Nach langer Zeit hat sich mein Bauchgefühl wieder berappelt und seinen Dienst aufgenommen. Auch hier habe ich einiges an Lehrgeld investiert.
In dieser Zeit bin ich aber trotz alledem auch auf Menschen getroffen, die es gut mit mir meinten. Die Verständnis für manch schräge Aktion hatten.
Aber ich habe auch Menschen getroffen, die in ihrem Wesen soweit von mir entfernt waren, dass ich nur noch staunte. Bei aller Unterschiedlichkeit und Fremdheit war dann aber wenigstens so viel Ehrlichkeit dabei, einzugestehen, dieses oder jenes nicht zu wollen. Ich würde es zum Teil auch als Feigheit bezeichnen. Feigheit, sich dem Leben zu stellen. Aber hier muss jeder für sich entscheiden, was er will. Auch wenn man sich dadurch vielleicht die Möglichkeit auf eine tolle Erfahrung nimmt.
Ich bin auch einem Menschen begegnet, der mehr wollte als ich. Kaum zu glauben, aber wahr. Der dann auf die Chance verzichtete, die ich gewähren wollte. Wer weiß denn schon zu Beginn, wo der Weg hinführt. Und es gibt ja immer auch Variationen mit denen ein gemeinsamer Weg möglich wird. Der Austausch in der kurzen gemeinsamen Zeit war aber trotzdem sehr bereichernd. Und das Überraschende an dieser Begegnung ist, dass sie über eine lange Zeit pausiert hat und dann auf einer anderen Ebene wieder belebt wurde. Es ist schön, Menschen zu treffen, die Schatten überspringen können und es gelegentlich auch tun.
Aber ich habe auch Menschen kennengelernt, denen ich nicht so viel geben konnte, wie sie gern bekommen hätten und die mir trotzdem wohlgesonnen geblieben sind. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie ihr Glück finden werden. (An dieser Stelle ist ein Dank angebracht, dafür, dass diese Menschen mir noch wohlgesonnen sind.)

Auch den umgekehrten Fall gab es schon ein oder zwei Mal. Ich war zu allem bereit und das Angebot wurde in vollem Umfang abgelehnt. Da gab es keinen Austausch, ob man eventuell auch nur Teile haben kann und ob ich bereit wäre, den Rest zu behalten. Das hatte sicherlich etwas von „die Geister, die ich rief“. Hier wurden meine Geister gerufen, die ich selbst schwer unter Kontrolle hatte. Da kam mein Bauch in einen wahren Redefluss. Oder sollte ich besser sagen, es schwappten Fragen über Fragen ins Bewusstsein? Am Ende blieb für mich eine wesentliche Frage übrig: War es Feigheit oder Lüge?

War es Feigheit vor dem, was da hätte kommen können? Angst, sich einem Menschen anzuvertrauen, sich zu öffnen? Angst davor, möglicherweise seine Freiheit aufgeben zu wollen? Angst vor den Gefühlen des anderen? Vor der Verantwortung, die man übernimmt, wenn man eine Beziehung eingeht?
Jaja, diese Ängste kennt doch jeder. Es ist eben nur die Frage, ob man sich überwinden kann und auch (trotz diverser Lebenserfahrungen) ein Risiko eingeht und den Pfad ins Abenteuerland betritt. Für mich war es zum Teil ein Zeitsprung, ich fühlte mich wie ein Teenie und hatte dabei trotzdem die Gewissheit, dass es gut ist. Diese Gewissheit hatte ich als Teenie nicht, habe aber auch nicht darüber nachgedacht. Es ist doch schön, dass das Leben seine Spuren hinterlassen hat.

Zurück zu den Fragen meines Bauches. War es Feigheit oder Lüge?
Lüge? Das wäre für mich wesentlich schlimmer, war es Lüge? Ich weiß schon lange, dass mich meine Großmutter sehr geprägt hat. Viele ihrer Eigenschaften erkenne ich auch bei mir und ich habe vieles von ihr gelernt und übernommen. Dazu zählt auch die geringe Toleranz bei Unehrlichkeit. Und das Gespür dafür, es zu erkennen. Da fällt bei mir schlicht eine Klappe zu, ohne jedes Verständnis. Dann wird ein miteinander sehr schwer. Ich glaube, ich bin kein misstrauischer Mensch. Aber wenn ich dann erstmal auf diesem Gleis unterwegs bin, bin ich auch sehr phantasievoll. Da fallen mir die wildesten Geschichten ein, was so alles sein könnte und in welcher Form man mein Vertrauen ausgenutzt haben könnte. Das ist ja grundsätzlich auch nicht schwer sich solche Geschichten zusammenzubauen, unsere Medien unterrichten uns ja täglich über solche Gaunereien. Auch wenn ich aufgrund meines Medienverhaltens nur einen geringen Teil davon mitbekomme, genügt es doch, meine Phantasie zu befeuern, zu einem lodernden Feuer anzufachen. Und Bücher gibt es ja auch zur Genüge. Und die Geschichten, die dieser oder jener von jenem oder diesem gehört hat.
Wurde mir hier eine Welt vorgegaukelt, die es in der Realität gar nicht gab? Wer oder was verbirgt sich hinter den Mauern? Hier hatte ich dann den Eindruck, mein Bauch schaut zu viele schlechte Filme. Wobei mir das Leben schon bewiesen hat, schlimmer geht immer. Und meine Frage an das Bauchgefühl: Hast du deinen Dienst wieder eingestellt? Wenn du mit der in Erwägung gezogenen Möglichkeit Recht hast, wo waren dann die Warnsignale? Hier meldet sich dann wieder der Verstand zu Wort und zeigt die möglichen Anzeichen für Lüge auf. Und schon sind sie wieder in der heftigsten Debatte über das Ungleichgewicht zwischen Worten und Taten, über Realität und Vermutung unter Einbeziehung der Erfahrungen.
Zugegeben, auch der Verstand weiß, dass er spekuliert. Entschuldigt sich damit, dass ihm hierfür der Freiraum gewährt wurde und ja nun mal jeder auch seine Schwächen hat.
Am Ende des Tages ist es aber egal, wer jetzt Recht hat oder näher an der Wahrheit liegt. Das Angebot wurde nicht angenommen.

(Es mag sich sehr hart anhören, wenn ich von Lüge spreche. Aber mir fällt einfach kein anderes Wort ein. Unehrlichkeit könnte man es auch nennen. Wobei es für mich hier eine Unterscheidung bezüglich des Vorsatzes, der groben Fahrlässigkeit oder der einfachen Fahrlässigkeit ist. Und bei einer Lüge sehe ich klar den Vorsatz. Bei Kinder entschuldbar, bei Menschen jenseits des zwanzigsten Lenzes eben nicht entschuldbar.)

Ich konnte meinem Bauchgefühl meist vertrauen. Was ich hörte, klang ehrlich und aufrichtig. Bisher war ich auch wirklich gut darin, Unehrlichkeit zu erkennen. Meine Schwäche: Vertrauen. Wenn der Bann einmal gebrochen ist und ich jemandem vertraue, hat es mein Bauch schwer, zu Wort zu kommen. (Achtung: Wenn er sich dann doch Gehör verschafft, ist Vorsicht bei allen Beteiligten geboten. )

Aber hier stellt sich noch die Frage: Ist es wirklich eine Schwäche, wenn man vertraut? Ist es nicht das Fundament einer guten und gefestigten Beziehung? Ja, ich beantworte diese Fragen mal mit JA. Also ist es auch keine Schwäche, zu vertrauen. Auch wenn ich dann stets Gefahr laufe, von Menschen, die mir wichtig sind, enttäuscht zu werden.

Kann man sich vor Feigheit und Lüge schützen? Nein, jedenfalls nicht, wenn man sich auf das Leben in Gesellschaft einlassen will. Will ich als Eremit leben, bin ich relativ sicher vor der Feigheit und Unehrlichkeit der Anderen. Dann muss ich mich aber immer noch mit meiner eigenen Feigheit und Unehrlichkeit gegen mich selbst auseinandersetzen.

So, nun soll‘s fürs erste genug sein…

Falls es wider Erwarten jemand geschafft hat, meinen geistigen Ergüssen bis hierher zu folgen – Herzlichen Glückwunsch für die Neugier und das Durchhaltevermögen und vielen Dank für die geopferte und hoffentlich nicht vertane Zeit!

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 28.06.2015 20:28
Es gibt keine absolute Wahrheit. Es gibt nur eine relative Wahrheit. Es ist unser Blickwinkel der uns täuscht.
Jede Wolke ist ein Zufallsprodukt und doch erkennt jeder seine Bilder in ihnen. Relative Wahrheit, oder....
Es gibt auch die Lüge um den Partner zu schützen oder nicht zu überfordern. Alles schlecht nur schwarz weiß?

Gruß willikurz
 
Helianthus67 01.07.2015 21:56
Stimmt, hier ist nicht Objektivität am Werke, sondern der subjektive Eindruck. Der Text ist auch nicht von Gewissheit gesteuert sondern getrieben von Ungewissheit bzw. Erfahrungen, die durch das eigene Erleben gewertet werden.
Es ist nicht alles schwarz und weiß. Es gibt eine Vielzahl von Abstufungen der Grautöne. Wünschenswert wäre eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Dann würden Interpretationen und Mutmaßungen entfallen und in den meisten Fällen findet sich eine Antwort für alle Seiten.
Lüge zum Schutz des Partners? Hier stößt meine Phantasie an ihre Grenzen, mir fallen gerade keine Beispiele dafür ein. Einen stabile Partnerschaft sollte keine Lügen benötigen...
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