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Familie

Familie
In den letzten Wochen hatte ich verschiedene Impulse von netten Menschen bekommen, wieder einmal über die Familie im Allgemeinen und im Speziellen nachzudenken.

Familie kann man ja aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten: z.B. als Außenstehender, als Kind, Elternteil oder aus Sicht der Großeltern. Und immer – das liegt in der Natur der Sache – verändert sich das Bild. Zu Beginn ist es stark vom eigenen Empfinden, mit dem subjektiven Gerechtigkeitsempfinden eines Kindes ohne Lebenserfahrung geprägt. Die Regeln und Entscheidungen, die die Großen festlegen, scheinen oft nicht „gerecht“ und vom Kind selten nachvollziehbar. Konsequenzen müssen ertragen werden, ob angekündigt oder spontan von den Großen ausgeführt. Das Leben scheint so ungerecht. Bei den anderen Kindern ist es immer viel besser – die Eltern erlauben viel mehr, sind nicht so streng und konsequent, es gibt mehr Taschengeld, größere Geschenke, die anderen dürfen länger wach bleiben und die spannenderen Fernsehsendungen sehen. Und mehr Computer dürfen sie auch spielen…
Aber man ist auch stolz auf seine Eltern und Großeltern, Onkel und Tanten. Sieht zu ihnen hinauf, auf ihre Schönheit, ihre Selbstsicherheit, immer das richtige zu tun, sich dem Leben mit seinen Unwägbarkeiten stellen. Man vertraut darauf, dass sie einen beschützen und lieben. Man findet es toll, dass sie mit einem Eis essen gehen oder ins Kino oder an den See zum Baden. Dass sie einen zu ihren Freunden mitnehmen und man sich so groß fühlt.

Die Kinder werden größer, nabeln sich ab und provozieren die Alten. Werden gefestigte Persönlichkeiten, die lernen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Und sie werden kritisch über ihre Eltern nachdenken. Deren Entscheidungen und Reaktionen bewerten. Wenn die Eltern Glück haben und sich in der Erziehung ihrer Kinder Mühe gegeben haben, sich Gedanken über ihre Entscheidungen gemacht haben, werden ihnen die Kinder hoffentlich mit Milde begegnen. Ihnen ihre Fehler vergeben. Und alle Eltern machen Fehler! Kinder werden, auch wenn sie erwachsen sind, nicht unbedingt immer die Notwendigkeit so mancher Entscheidung erkennen, sie werden eher die Hilflosigkeit der Eltern erkennen und im günstigsten Fall Verständnis haben. Dann sind sie aber vermutlich selbst schon Eltern, auf jeden Fall erwachsen und erkennen die Größe der Verantwortung als Eltern.

Eltern sein ist keine leichte Aufgabe. Über die Tragweite machen sich wohl die wenigsten Gedanken bei dem Wunsch oder der Entscheidung, Kinder zu wollen oder zu bekommen. Über die Verantwortung, die man plötzlich für ein so kleines Wesen hat. Und das über viele Jahre. Eine Gratwanderung, größtmögliche Geborgenheit zu bieten und Grenzen aufzuzeigen. Gleichzeitig aber nicht weh zu tun und den Weg zu weisen.

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Eltern sein heißt, ertragen zu müssen, dass man für seine Entscheidungen gehasst wird. Die Hoffnung, dass der Groll bald vergessen ist. Entscheidungen treffen, die den Weg der Kinder langfristig bestimmen. Sind es die richtigen Entscheidungen für das kleine Wesen? Überfordert oder unterfordert man sein Kind? Wo liegt das richtige Maß zwischen Fordern und Fördern? Alle Talente freilegen und dabei genügend Raum zu lassen, dass das Kind Kind sein kann. Nur ein kleiner Einblick in das Spektrum der Fragen und Zweifel, mit denen sich wohl die meisten Eltern auseinander setzten.

Aber denken wir auch über die Funktion der Familie als solches intensiv nach? Dass die Familie Unterstützung und Geborgenheit geben kann und sollte? Eltern, Großeltern und andere erwachsene Familienmitglieder prägen durch ihr Verhalten / ihr aktuell gelebtes Leben unsere Kinder. Die Großen haben die sogenannte glückliche Kindheit in der Hand. Diese Zeit, in der wir unsere Kinder mit Liebe überschütten können, ihnen Geborgenheit geben können und Werte vorleben können, ist begrenzt. Zum einen werden die Kinder groß und bilden sich ein eigenes Wertesystem, welches durch die Großen geprägt ist. Zum anderen ist die Zeit der Großen auch nur noch begrenzt. Wohl dem, der z. B seine Großeltern lange erleben darf und von deren Lebenserfahrung und Güte viel bekommt. Ein intaktes Familienleben kann so wertvoll sein. Ja, wenn man groß ist, kann es auch mal anstrengend oder nervig sein. Vielleicht will man nicht immer den großen Bahnhof zu jedem Geburtstag oder den hohen Feiertagen, aber wenn es mal nicht so gut läuft und die Familie da ist, gibt das auch Kraft. Für Kinder ist es Geborgenheit. Eine Gemeinschaft, die zusammen gehört und zusammen hält. Auch wenn es mal Auseinandersetzungen gibt. Die gehören genauso zum Leben wie das Lachen. Ein stabiler Familienverband stärkt unsere Kinder.

Diese und ähnliche Gedanken habe ich mit Blick auf mein bisheriges Leben. Als Kind und als Mutter. Mit dem Wissen, welche Fehler ich als Mutter gemacht habe und mit dem Verständnis, dass meine Eltern nicht alles richtig machen konnten. Mit Dankbarkeit an alle meine Helden der Kindheit, die mir trotz der Schatten auch die sonnigen Tage beschert haben.

Ich hoffe, ich kann meinen Kindern den Rückhalt der Familie geben, sie an meinen Gedanken und Erfahrungen teilhaben lassen und sie dadurch vor so manchem „Eltern-Fehler“ bewahren. Sie werden andere machen, hoffentlich weniger…

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 28.03.2015 21:17
Mit dem, was du thematisierst, habe ich mich immer wieder mal beschäftigt. Sicher machen Eltern Fehler, ich denke mir aber, wie viele und welcher Art diese sind, hängt auch ein klein wenig von der Generation und der Zeit ab, in der sie lebt.
Ein intaktes Familienleben ist etwas sehr wertvolles. Aber auch das kann kurzerhand zerstört werden, wohl dem, der es dann schafft, den Kindern, selbst wenn sie schon junge Erwachsene sind, den Rückhalt zu geben, den sie benötigen, um nicht daran zu verzweifeln.
 
Helianthus67 29.03.2015 03:12
@Byzantinerin
Du hast Recht, es ist eine Frage der Generation, aber auch der beteiligten Erwachsenen. Leider ist nicht allen bewusst, was sie ihren Kindern antun. Oder auch wegnehmen oder vorenthalten. Sicherlich habe ich ein Ideal aufgezeichnet, welches nur mit großer Mühe erreicht werden kann. Vielleicht können es die Kinder weiter optimieren, besser machen. Man muss mit ihnen darüber reden.
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